Rauchverbot in Lokalen: Experten warnen vor Aus

Das für Mai 2018 geplante generelle Rauchverbot in Lokalen wackelt. Während ÖVP und FPÖ in ihren laufenden Regierungsverhandlungen darüber diskutieren ob das Rauchverbot nun kommt oder nicht, schlagen steirische Experten Alarm, sollte das Verbot doch wieder aufgehoben werden.

Am Samstag erhielt ÖVP-Chef Sebastian Kurz einen offenen Brief internationaler Experten: Österreich drohe international ein Schandfleck in den Aktivitäten gegen den Tabakkonsum zu bleiben, sollte die künftige ÖVP-FPÖ-Regierung das vorgesehene Gastronomierauchverbot kippen, hieß es darin. Steirische Experten schlugen Sonntagabend in der ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“ in eine ähnliche Kerbe.

14.000 Tote jährlich durch die Folgen des Rauchens

Der Initiator der Anti-Raucher-Kampagne „Don’t smoke“, der Rektor der Medizinischen Universität Graz, Helmut Samonigg rechnet vor, dass in Österreich jährlich 14.000 Menschen an den Folgeschäden des Tabakkonsums sterben würden. Das seien in etwa so viele, wie wenn monatlich in Österreich ein Jumbojet mit hunderten Menschen abstürzten würde. Einer dieser Jumbojets wäre allerdings mit Nichtrauchern besetzt, also jenen Menschen die in Lokalen dem Passiv-Rauch ausgesetzt seien, sagte Samonigg. Ein generelles Rauchverbot in Lokalen sei daher enorm wichtig: „Wir investieren weltweit Milliarden um die Krankheit in den Griff zu bekommen, um sie irgendwie zu heilen oder zu bremsen. Jetzt wissen wir wo wir ansetzen müssen damit es nicht so viele Menschen bekommen. Das ist schlichtweg der Punkt.“

Weniger Raucher durch Verbot in England und Irland

Die Grazer Suchtexpertin Waltraud Posch von VIVID sagt, dass Studien beweisen würden, dass eine Trennung in Raucher- und Nichtraucher-Bereich in Lokalen nicht funktionieren würde. Zudem würden die Zahlen aus jenen Ländern, in denen es schon lange ein Rauchverbot gebe, klar beweisen, dass das Verbot in Lokalen längerfristig zu weniger Rauchern führe: „In England wurde zum Beispiel gemessen, dass vor der Einführung des Rauchverbotes in der Gastronomie 21 Prozent der Bevölkerung rauchten, zehn Jahre danach, das Jubiläum war heuer im Juli, waren es 15,5 Prozent. In Irland waren es vor der Einführung der rauchfreien Gastronomie 28 Prozent und zehn Jahre danach 21 Prozent.“

Rauchfreie Lokale würden Prävention unterstützen

Der Probierkonsum junger Menschen könne nicht verhindert werden, junge Menschen kämen aber seltener ins regelmäßige Rauchen, weil Präsenz und Gelegenheit im öffentlichen Raum nicht gegeben seien. Eine rauchfreie Gastronomie würde also die Prävention enorm unterstützen. Um die Gesundheitskosten, die das Rauchen verursacht, abzudecken, müsste eine Packung Zigaretten 11 Euro 30 kosten, sagen Studien. Beide steirischen Experten sprachen sich in der ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“ sowohl gegen eine mögliche Aufweichung des Rauchverbots als auch gegen eine möglichen Verlängerung der Übergangsphase aus.

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