Graz: 400 Demonstranten gegen Akademikerball
Als „Abend in stilvollem Ambiente, an dem studentisches Brauchtum - etwa mit der Polonaise oder dem Absingen des Grazer Studentenliedes beim Schlusskreis - gelebt und hochgehalten wird“, wurde der traditionelle Ball in den Prunksälen des Grazer Congress vom Ballkomitee angepriesen.
Aus der Sicht der „Offensive gegen Rechts“ biete die Veranstaltung dagegen „eine Plattform für völkischen Nationalismus, NS-Verherrlichung und Holocaust-Leugnung“ und trage „Mitschuld daran, dass der Rechtsextremismus in Österreich nicht nur salon- sondern mittlerweile regierungsfähig geworden ist“ , wie es in einer Aussendung im Vorfeld hieß. „Unsere Antwort heißt friedlicher Protest“, so Peter Drechsler, Sprecher des Bündnisses und Landesvorsitzender der Sozialistischen Jugend Steiermark.

APA/Erwin Scheriau
Grazer Grüne fordern Distanzierung
Graz werde am Samstag zum Parkett für Rechtsextreme und Vertreter deutschnationaler Ideologie, hieß es im Vorfeld auch von den Grazer Grünen: "Der Begriff akademisch steht in unserem Verständnis für Offenheit im Denken, Wertschätzung von Vielfalt, Internationalität und wissenschaftlich-kritisches Hinterfragen überholter Positionen und nicht für Ausgrenzung, Rückwärtsgewandtheit und Deutschnationalismus, wie ihn die ballveranstaltenden Organisationen vertreten“, kritisierte die Grüne Stadträtin Tina Wirnsberger, dass die Stadt Graz dem Ball im Congress eine öffentliche Bühne bietet.
„Und was die Identitären (sie hielten am Samstag in Graz ein Treffen ab, Anm.) angeht, so frage ich mich, ob Vizebürgermeister Mario Eustacchio (FPÖ) mit ihnen am Ball tanzen oder sich von der neofaschistischen Radaugruppe endlich distanzieren wird. Es ist beschämend, einen Vizebürgermeister in der Stadt der Menschenrechte zu haben, der ein Naheverhältnis zu Rechtsextremen pflegt und nicht bereit ist, sich von diesem Gedankengut zu distanzieren", so Wirnsberger.

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Demo lief diszipliniert ab
Ausgehend vom Grazer Griesplatz waren die überwiegend jungen Demonstranten unter dem Motto „Rechtsextreme raus aus der Regierung“ auf die Straße gegangen. Der Menschenzug führte über die Tegetthoffbrücke und die Herrengasse bis zum Hauptplatz, wo am Abend die Schlusskundgebung stattfand. Die Demonstration sei diszipliniert abgelaufen, und zu Zwischenfällen sei es nicht gekommen, so Gerhard Lecker, Leiter der sicherheitspolizeilichen Abteilung der Landespolizeidirektion; die Versammlung habe sich nach Ende der Kundgebung rasch aufgelöst.

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Die Polizei war mit „mehreren hundert Beamten“ im Einsatz für die Gäste den Zutritt zum Ball zu sichern und zugleich der Versammlungsfreiheit Platz zu geben. Die steirische Exekutive wurde dabei auch von Spezialkräften und Einsatzeinheiten aus Kärnten, dem Burgenland, Niederösterreich und Wien unterstützt. Rund um den Veranstaltungsort wurde zudem ein Platzverbot erlassen.