Schuldnerberatung: Nachfrage stark gestiegen
Rund 15 Prozent der Steirer sind von Armut betroffen, und das trotz gutem Wirtschaftswachstum und sinkender Arbeitslosigkeit. Die steigende Nachfrage von telefonischen Erstberatungen bei der Schuldnerberatung von mehr als 20 Prozent betrifft alle gesellschaftlichen Schichten, vor allem aber alleinerziehende Frauen, junge Menschen und auch Personen über 50.
Kampus: „Jeder verdient eine zweite Chance“
Für Soziallandesrätin Kampus verbesserten sich die Chancen dieser Menschen durch die Änderung des Privatkonkursrechts im Herbst des vergangenen Jahres aber deutlich: „Jeder von uns kann in eine Notsituation kommen, und dann werden wir froh sein, wenn uns geholfen wird. Da geht es um Menschen, die einfach mit ihrer Finanzsituation nicht mehr zurecht kommen, die Schulden machen, die sie alleine nicht mehr zurückzahlen können, und durch diese Novelle haben jetzt diese Menschen auch wieder eine Chance auf einen Neustart. Ich halte das für sehr wichtig: Jeder verdient eine zweite Chance“, so Kampus.
APA/dpa/Angelika Warmuth
Mindesthürde gestrichen
Mit der Änderung des Privatkonkursrechts am 1. November des vergangenen Jahres wurde die Dauer der Verfahren von sieben auf fünf Jahre verkürzt, außerdem wurde die fixe Quote von zehn Prozent aufgeweicht, sagt Christof Lösch von der Schuldnerberatung Steiermark: „Bis jetzt bestand eine Hürde von zehn Prozent im Abschöpfungsverfahren, das heißt, Menschen mit geringen Einkommen hatten oft gar keine Chance, diese zehn Prozent überhaupt zu erreichen. Jetzt ist diese Mindesthürde gestrichen, das heißt, man muss einer angemessenen Arbeit nachgehen und daraufhin ein angemessenes Angebot legen, und das kann auch kleiner sein.“
Mehr Beratungen, mehr Neuanträge
Durch diese Erleichterungen nahm nicht nur die Zahl der Erstberatungen zu - die Zahl der wieder aufgenommenen Beratungen stieg sogar um 39,5 Prozent, und die Zahl der Neuanträge nahm in den letzten sechs Monaten um mehr als 30 Prozent zu.