Vögele-Insolvenz: 200 Mitarbeiter betroffen

Die Modekette Charles Vögele mit Firmensitz in Kalsdorf muss Insolvenz anmelden - rund 200 Mitarbeiter in der Steiermark sind betroffen. Das Unternehmen soll fortgeführt werden; ein potentieller Investor sei nach wie vor interessiert.

Laut dem österreichischen Vögele-Geschäftsführer Thomas Krenn habe man sich jedoch in der Nacht dazu entschieden, ein Sanierungsverfahren einzuleiten - „nicht, weil die Verhandlungen gescheitert wären, sondern, weil wir einfach nicht in unserer selbstgesetzten Frist zu einem Ergebnis kommen konnten“, erklärte er am Dienstag vor der Firmenzentrale in Kalsdorf. So steht - nach Umsatzeinbrüchen und der Insolvenz der schweizerischen Muttergesellschaft - bisher noch kein fixer Investor für die 83 österreichischen Standorte der Modekette Vögele/OVS fest; 19 davon in der Steiermark.

Zerschlagung soll verhindert werden

„Die gute Nachricht ist: Die Verhandlungen gehen weiter. Auch der potentielle Interessent ist nach wie vor interessiert. Aber wir haben aus juristischen und wirtschaftlichen Gründen das Sanierungsverfahren einleiten müssen“, so Krenn, der auch von einem „Ende der Spekulationen“ spricht. Auch für die Vögele-Schwesterfirmen mit elf Filialen in Slowenien 26 Filialen in Ungarn werde weiterverhandelt. „Eine nachhaltige, Arbeitsplätze sichernde Sanierung“ werde angestrebt. Es sei etwa realistisch, die 19 Standorte in der Steiermark zu halten.

Österreichkarte mit Vögele-Standorten

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/sempionefashion.com/ovs.it

Das Bestreben, die Modekette im Ganzen zu verkaufen, sei also noch nicht gescheitert, so der Geschäftsführer, der betont: „Unser Ziel ist nach wie vor, die Zerschlagung zu verhindern - das Filetieren, das Aufteilen an potentielle Interessenten, die es ja zur Genüge gibt. Das Ziel ist also die Fortführung einer maximal möglichen Filialanzahl mit den dahinterstehenden Arbeitsplätzen und Mitarbeitern.“

„Mitarbeiter nicht im Regen stehen lassen“

Was die Löhne und Urlaubsgelder der Mitarbeiter - mehr als 700 in Österreich, 200 von ihnen in der Steiermark - angeht, könne „Warten durchaus möglich“ sein: „Das wird eine der wesentlichen Entscheidungen, die wir heute Nachmittag treffen. Verzichten muss niemand auf etwas, weil es dann einen Geldausgeleichfonds gibt, der am Ende des Tages alles bezahlt. Aber wir werden unsere Mitarbeiter jetzt zu Monatsbeginn nicht im Regen stehen lassen“, versprach der Geschäftsführer.

Vögele

ORF

Die Modekette Charles Vögele wurde nach dem Börsengang 1999 einer der größten Bekleidungshändler in Europa mit bis zu 760 Filialen in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Belgien, Niederlanden, Slowenien und Ungarn.

Auf jeden Fall werde es eine Zahlung geben - in welcher Höhe und unter welchem Titel, das stehe allerdings noch nicht fest. In den nächsten Wochen werde sich auch entscheiden, ob die Warenlieferung für Herbst und Winter sichergestellt sei. Das Vermögen zu Liquidationswerten beträgt laut Creditreform rund 28,4 Millionen Euro. Die gesamten Insolvenzpassiva dürften sich auf rund 48,5 Millionen belaufen.

Gläubigerversammlung am 13. August

Am Nachmittag wurde das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht für Zivilrechtssachen in Graz eröffnet. Die erste Gläubigerversammlung findet am 13. August statt, die Berichts- und Prüfungstagsatzung wurde für den 1. Oktober festgelegt, wie der Kreditschutzverband KSV1870 in einer Aussendung mitteilte. Den Gläubigern werde laut Creditreform eine Quote von mindestens 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten. Der Mitarbeiterstand von mehr als 700 werde laut Krenn vermutlich nicht zu halten sein.

30 Schließungen seit Jahresbeginn

Im Herbst 2016 hatte die italienische Investmentgruppe Sempione Fashion um OVS die damals bereits kriselnde Vögele-Gruppe gekauft. Der Sortimentswechsel ließ die Umsätze weiter einbrechen. Nach der Übernahme wurden die Schweizer Vögele-Filialen in OVS umbenannt und komplett umgebaut. Auch in Österreich sollten die Filialen nach und nach auf OVS umgeflaggt werden: 30 Charles-Vögele-Geschäfte wurden seit Jahresbeginn im Zuge des Umbrandings geschlossen.

Bis 2016 war das Geschäft in Österreich noch stabil gelaufen - die Umsatzerlöse lagen bei rund 121 Millionen Euro. 2017 folgte der Einbruch, die Umsätze sanken laut dem Kreditschutzverband KSV um 11,5 Millionen Euro. Im Juni kündigte die Schweizer Mutter dann die Pleite an: Alle 140 Schweizer Filialen wurden geschlossen und die 1.200 Mitarbeiter ohne Sozialplan gekündigt.

Land Steiermark kündigt Hilfe an

In der Steiermark sagte die Politik indes ihre Hilfe zu - man werde mit dem AMS „alles Menschenmögliche unternehmen, dass die von einer Kündigung Betroffenen so rasch wie möglich wieder Arbeit in der Region finden“, so LHStv. Michael Schickhofer und Soziallandesrätin Doris Kampus (beide SPÖ): „Natürlich hoffen wir, dass Vögele rasch mit dem Sanierungsverfahren starten kann und möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Jobs behalten.“

„Bei uns im Vorfeld beraten lassen“

„Unsere Expertinnen und Experten sind seit Tagen mit dem Fall befasst und werden den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern natürlich bestmöglich zur Seite stehen“, versprach auch AK-Präsident Josef Pesserl. Die AK biete auf ihrer Internetseite laufende Informationen für die Betroffenen.

„Durch die Eröffnung des Sanierungsverfahren werden die Dienstverträge nicht berührt, sondern vom Masseverwalter fortgeführt“, erklärt Bruno Sundl, Leiter der AK-Abteilung Insolvenz: Der Experte warnt davor, Eigeninitiative zu ergreifen: „Jedenfalls bei uns im Vorfeld beraten lassen.“