Wirbel um Lehrerumfrage zu sozialem Klima

Eine Umfrage des Bildungsministeriums unter dem Titel „Informationen über das soziale Klima an den Schulen“ sorgt für Aufregung unter Lehrern und Gewerkschaftern - die Fragen würden an Bespitzelung und Verunglimpfung grenzen.

Ende März war die Umfrage mit der Aufforderung, sie an die Lehrer weiterzuleiten, an die Schulleitungen gegangen. Dabei reihten sich Fragen wie „Inwiefern stört es den Unterricht, wenn ein Schüler fastet?“, „Beten Ihre Schüler außerhalb des Unterrichts?“ oder „Ist die religiöse und kulturelle Vielfalt Ihrer Schüler ein Problem?“ aneinander - anzukreuzen mit „Ich stimme zu“, „stimme eher zu“, „stimme nicht zu“.

Schulklasse

ORF

Im Rahmen der Umfrage „Informationen über das soziale Klima an den Schulen“ werden Fragen gestellt, die für die Gewerkschafter zum Teil an Bespitzelung und Verunglimpfung von Lehrern und Schülern grenzen

Es sind Fragen, die für den steirischen Gewerkschafter Martin Kaucic von der Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter im öffentlichen Dienst und Personalvertreter im Zentralausschuss mehr als bedenklich sind: „Abgefragt werden Hintergrundinformationen, die bis ins Private von Schülern hineinreichen. Da werden auch Suggestivfragen gestellt, die in Summe diese ‚Information zum sozialen Klima‘ nicht wirklich richtig wiedergeben werden.“

„Nicht vergleichbar und unzulässig“

Mit dieser Umfrage würden alle Schulen in Österreich über einen Kamm geschoren, eine Schule in Oberwölz habe beispielsweise völlig andere soziale Themen als eine Brennpunktschule in Graz, so Kaucic.

Er betont: „Vom Ausseer Land bis Radkersburg gibt es so viele unterschiedliche Einschätzungen, so viele Unterschiede in der Umgebung der Schülerinnen und Schüler, auch in der kulturellen Umgebung, dass diese Information zum sozialen Klima so niemals ein wissenschaftliches Bild abgeben kann. Das ist nicht vergleichbar und meiner Meinung nach auch unzulässig. Eine individuelle Herangehensweise ist hier notwendig. Das Ministerium hat hier mit einer 08/15-Umfrage versucht alles über einen Kamm zu scheren.“

„Äußerst bedenklich“

Eine Frage die für die Gewerkschaft in Richtung Bespitzelung geht, ist: „Wie hoch schätzen Sie den Anteil von Lehrern an ihrer Schule ein, die selbst Vorurteile haben?“ Kaucic kontert: „Wenn ich meine Einschätzungen über meine Kolleginnen abgeben soll und auch noch vom Ministerium dazu aufgefordert werde, ist das äußerst bedenklich.“ Was das Bildungsministerium mit dieser Umfrage genau bezwecken will, erschließe sich ihm nicht, so der Gewerkschafter und Personalvertreter.

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