100 Jahre Frauen im steiermärkischen Landtag

Am 11. Mai 1919 hat es in der Steiermark die erste Landtagswahl gegeben, bei der Frauen wählen und antreten durften. Auch 100 Jahre später ist echte Gleichberechtigung nicht erreicht, sagt Landtagspräsidentin Bettina Vollath (SPÖ).

Noch bevor es das Frauenwahlrecht offiziell gab und noch vor Ausrufung der Republik, gehörte Martha Tausk 1918 als erste Frau der provisorischen steirischen Landesversammlung an. Im Mai 1919 wurde Tausk dann gemeinsam mit drei weiteren Frauen in den steirischen Landtag gewählt, im September 1919 folgte eine fünfte weibliche Landtagsabgeordnete.

Höchster Frauenanteil unter allen Landtagen

Seit 1919 gab es in der Steiermark 86 weibliche Landtagsabgeordnete; derzeit sind von 48 Abgeordneten 18 Frauen, das ist ein Anteil von 38 Prozent - der, prozentuell gesehen, höchste Frauenanteil unter allen Landtagen in Österreich.

„Langer und steiler Weg“

Das Frauenwahlrecht sei heute zwar selbstverständlich, sagt Landtagspräsidentin Vollath, aber „der Weg ist dennoch ein sehr langer und steiler, wenn man bedenkt, dass es bis in die 80er-Jahre hinein gedauert hat, bis wenigstens einmal die Zehn-Prozent-Frauen-Quote überschritten wurde. Jetzt sind wir immer in einem Bereich zwischen 30 und 40 Prozent - auch das zeigt, dass es noch immer schwierig ist, dass sich die Mehrheit der Gesellschaft adäquat in den Vertretungsorgangen abbildet“.

Die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern sei beinahe erreicht, sagt Bettina Vollath, die faktische Gleichstellung im Alltag aber noch lange nicht: „Ich finde es deswegen so wesentlich, dass Frauen in den ganzen politischen Institutionen vertreten sind, weil Frauen zum Teil völlig andere Lebenswirklichkeiten haben als Männer und deshalb die Themenstellungen ausgewogener sind, wenn auch Frauen sich am politischen Alltag beteiligen.“

Mehr Mut und bessere Rahmenbedingungen gefragt

Vollath sagt, die Beteiligung der Frauen müsse noch selbstverständlicher werden: Oft sei es schwierig, Frauen davon zu überzeugen, eine politische Funktion zu übernehmen - hier würde sie sich mehr Mut von den Frauen wünschen. Außerdem brauche man noch bessere Rahmenbedingungen, damit Frauen es in solchen Verantwortungspositionen nicht schwerer haben.

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