Puppentanz im Schauspielhaus

Der aus Graz stammende Regis­seur und Puppenspieler Nikolaus Habjan inszeniert Albert Camus Werk „Das Missverständnis“ von 1944 völlig neu und bringt das Stück nicht nur mit Darstellern auf die Grazer Probebühne: Er lässt auch die Puppen tanzen.

Nach 20 Jahren kehrt Jan in das Haus seiner Kindheit zurück. Statt des erwarteten Empfangs des verlorenen Sohnes erhält er jedoch ein Bier - und das nur gegen Bezahlung.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 15.10.2014

Von Schuldgefühlen geplagt entschließt er sich, seine Identität vorerst nicht preiszugeben - unerkannt will er sich zunächst ein Bild von seiner Familie machen. Gerade einfach machen es ihm Schwester und Mutter jedoch nicht; dass die beiden ihre Existenz durch Morde und Raub an allein reisenden, männlichen und vor allem reichen Gästen sichern, ahnt Jan natürlich nicht.

Neuer Reiz durch Puppen

Heimat und Exil sind die zentralen Themen von Camus Werk „Das Missverständnis“, das Nikolaus Habjan als Puppentheater auf die Bühne bringt - und so erhält eine Geschichte, deren Ende sich von Beginn an erahnen lässt, durch den Einsatz der Puppen einen ganz besonderen Reiz.

"Das Missverständnis"

Schauspielhaus/Nikolaus Habjan

„Puppentheater ist eine Kunstform, die in Österreich nicht so etabliert ist wie anderswo, und dadurch ist sie nicht so verbraucht wie andere Theaterformen, das heißt, man kann immer mit der Neugier und dem Interesse des Publikums rechnen. Noch dazu hat Puppentheater unglaublich viele Möglichkeiten, und Puppen sind Fokus-Zauberer, man kann damit eine Spannung und starke Szenen auf der Bühne machen“, erzählt Habjan.

Von Hand zum Leben erweckt

Die Puppen für seine Stücke baut Habjan selbst und gestaltet so auch die Charaktere und Rollen der Figuren - zum Leben erweckt werden sie dann jedoch erst im Aufeinandertreffen mit dem Publikum, wie Habjan erklärt: „Das Spannende ist ja, dass sie ja eigentlich keine Mimik haben, und dass das wirklich mit dem Zuschauer zusammen passiert, dass da die Illusion entsteht, dass die Puppen ihren Gesichtsausdruck ändern und ihre ganz eigenen Mimik haben - das ist ebenso ein Teil der Magie des Puppentheaters.“

Missverständnis Probebühne Schauspielhaus

Lupi Spuma

Die Schauspieler mussten erst lernen, mit den Puppen umzugehen

Neuland für die Mimen

Eine besondere Herausforderung war die Inszenierung auch für die beiden Schauspieler, die das Spiel mit den Puppen in den letzten Wochen erst von Nikolaus Habjan erlernen mussten, wie Florian Köhler erzählt: „Lippensynchronisation zu erlernen, das war sehr schwer... aber als das dann ging, machte es einfach nur noch Spaß zu erforschen, wie das jetzt weiter geht mit der Puppe, sie zu beobachten, wie sie lebendiger wird, mehr Ausdruck bekommt, was alles noch möglich ist.“

Eine Frage des Blickwinkels

Auch seine Kollegin Seyneb Saleh sieht viele Vorteile in der neu erlernten Theaterform - der Unterschied liege vor allem in der Perspektive der Betrachtung: „Als Schauspieler hat man ja seinen Körper, und man kann nie aus dem raus, und bei der Puppe ist der Körper außen, und man kann sich oder der Puppe beim Spielen zuschauen. Man ist mit seiner ganzen Aufmerksamkeit in den Fingern, weil man ja dann damit spricht.“

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