Das Schlüsselexperiment der Bienenforschung

Karl von Fritsch hat den Tanz der Bienen entdeckt - und wurde einst dafür mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Der anerkannte Bienenexperte Karl Crailsheim stellte in Graz dieses Schlüsselexperiment der Bienenforschung nach.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 24.6.2015

Karl von Frisch entschlüsselte die Kommunikation der Bienen, den sogenannten Bienentanz: Mit ihren tänzelnden Bewegungen können sich Bienen untereinander sehr präzise über die Richtung, Entfernung und Qualität einer Futterquelle informieren. Für diese Entschlüsselung des Bienentanzes wurde Karl von Frisch 1973 mit dem Nobelpreis für Physiologie ausgezeichnet.

Sonne als Anhaltspunkt

Bienen verständigen sich untereinander tänzerisch, und sie arbeiten dabei sehr effektiv: Eine Honigbiene entdeckt eine Futterquelle, zurück im Stock zeigt sie den anderen Bienen die Richtung an, in die sie fliegen sollen - und zwar immer abhängig zum Winkel zur Sonne. „Wenn die Futterquelle genau in Richtung zur Sonne ist, tanzen die Bienen nach oben, wenn sie genau auf der anderen Seite ist, tanzen sie nach unten, wenn sie genau 90 Grad rechts einen Futterquelle gefunden hat, dann tanzt sie nach rechts“, erklärt Karl Crailsheim, Zoologe an der Uni Graz.

Entfernung bestimmt Schnelligkeit des Tanzes

„Die Bienen, die diesem Tanz folgen, verlassen das Volk und fliegen genau dorthin, was ihnen diese Biene gezeigt hat. Sie wissen aber noch nicht, wie weit die Futterquelle entfernt ist. Das ist aber auch in diesem Tanz kodiert. Der Tanz hat immer eine bestimmte Geschwindigkeit - je schneller der Tanz ausgeführt wird, desto näher ist die Futterquelle, je langsamer der Tanz ausgeführt ist, desto weiter weg ist sie. Eine Biene kann also zum Beispiel sagen: Die Futterquelle befindet sich in Richtung zur Sonne in einer Entfernung von 578 Metern. Und eine Biene, die diesen Tanz beobachtet hat, wird die Futterquelle finden“, so Crailsheim.

Bienen

APA/dpa/Marius Becker/Colourbox

Tanzboden unter Glas

Erforscht hat das von Frisch - unter anderen zwischen 1946 und 1950 in Graz. Dazu konstruierte er einen Bienenstock, bei dem er durch eine Glasplatte auf die Waben schauen konnte. „Da hat er gesehen, dass in bestimmten Arealen des Volkes Bienen Tänze aufführen, die eine gewissen Regelmäßigkeit hatten. Wenn Bienen ein großes Feld beispielsweise beflogen haben, waren sehr viele Bienen auf diesem Tanzboden zu beobachten, die alle in die gleichen Richtung und in gleicher Geschwindigkeit getanzt haben.“

Zuckerschälchen zum Erfolg

Von Frisch war überzeugt, dass das kein Zufall sein konnte und begann, die Bienen zu dressieren: „Er hat ihnen künstlich ein Schälchen mit Zuckerwasser angeboten, und er hat das Schälchen in der Natur verschoben. Dann hat er den Bienen, vereinfacht ausgerückt, kleine Lacktupfer auf den Rücken gegeben, um sie wiedererkennen zu können. Wenn er wusste, eine seiner Bienen trinkt aus dem Zuckerschälchen, kommt zurück in den Stock und tanzt, immer anders nach Standort des Schälchens, dann konnte er sehen, dass der Tanz mit der Lage der Zuckerschale zu tun hatte. Das war der Anfang der Forschung“, so Karl Crailsheim.

Ein Nobelpreis-Experiment im Funkhauspark

Crailsheim, sein Team und seine Bienen stellten das Schlüsselexperiment, das letztlich zum Nobelpreis geführt hatte, im ORF-Funkhauspark nach. Die Flugrouten der Bienen des Beobachtungsstocks können dann auch auf einer interaktiven Karte nachgelesen werden: Mit dem computergestützten Messsystem wurden die von den Tänzerinnen angezeigten Positionen der Futterquellen berechnet.

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Die Positionen wurden dabei als Punkte mit einer Verbindungslinie zum Beobachtungsbienenstock auf der Karte eingezeichnet. Durch Anklicken der Punkte erscheinen Informationen zu Zeitpunkt und Entfernungsweisung des Bienentanzes. Die Daten wurden für den Zeitraum einer Woche registriert und sind online auf einer Karte nachzusehen.

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