Frischer Wind im Grazer Kunstverein
Kate Strain hat das Haus buchstäblich aufgemöbelt - nicht nur, dass alle sechs Türen, die in die langgezogenen Räume des Grazer Kunstvereins führen, beim Betreten einen eigenen Klingelton hören lassen und im Ensemble eine Komposition ergeben, die neue Leiterin des Grazer Kunstvereins lässt auch von außen in alle Räume und somit auf die Kunst blicken.
Kunst-Küche mit offenen Regalen
Ein offenes Haus zu signalisieren, unterstreicht die 33-jährige Irin auch gleich im Entrée mit einem Geruchs- und Geschmacksprojekt - eine Art Kunst-Küche mit offenen Regalen lädt dort zum Verkosten regionaler Produkte: „‚Fink’s ist ein Projekt der irischen Künstlerin Fiona Hallinan, die Nahrung als Mittel der Konversation und des Austausches thematisiert. Es ist einerseits ein ästhetisches, andererseits ein Essensprojekt.“ Das Projekt soll aber den Hauch eines Kunstcafés versprühen und ständig erweitert werden.
ORF
Dieses Prinzip des Hinzufügens und Erweiterns setzt Strain auch in den Ausstellungsräumen fort - ihr Konzept zieht sich durch Jahreszeiten, wobei Schritt für Schritt neue Kunstwerke dazukommen: „Jahreszeiten beginnen und enden nicht einfach. Ich sehe das auch als Referenz an Entwicklung und Kontinuität. Etwas, das aus der Vergangenheit kommt und in die Zukunft gebracht wird.“
„Notwendigkeit der Kunst“ als Motto
Das Ganze steht unter dem Jahresmotto „Die Notwendigkeit der Kunst“, geprägt vom Philosophen, Politiker und Kommunisten sowie Mitglied des sogenannten Prenninger Kreises in Deutschfeistritz, Ernst Fischer, der 1972 ebendort verstorben ist: „Höchst relevant sind zum Beispiel Fischers Ideen zu Kunst und Widerstand, aber auch, dass Kunst uns ermöglicht, die Welt zu entdecken, zu verstehen und zu verändern. Veränderung durch Kunst, das erachte ich als sehr wichtig.“
Schwarze Skulpturen zum Auftakt
Zum Auftakt zeigt sie eine internationale und eine österreichische Position mit Isabel Nolan und Isabella Kohlhuber. Kohlhubers schwarze Skulpturen könnten auch Designmöbel sein - Tisch, Sessel und elegant geschwungene Sitzbank laden auch zum Verweilen. Isabel Nolan hat unterschiedlich lange Eisenstäbe mit Stoff überzogen und auf dem Boden - einem floralen Teppich gleich - aufgelegt.
Sendungshinweis:
„Der Tag in der Steiermark“, 10.3.2017
Als Vorlage und Inspiration diente ihr eine deutsche Frau namens Marie Lieb, die Ende des 19. Jahrhunderts in einer psychiatrischen Klinik untergebracht, ihre Bettwäsche zerrissen und die kleinen Stoffstreifen auf dem Boden drappiert hatte. Für Nolan eine Frau, deren Kunst und Kreativität übersehen wurde. Ausgebaut und anders gelesen soll auch die Bibliothek im Kunstverein werden - in Kooperation mit den Universitäten.