Künstlerhaus Graz: Mit Monika Zawadzki im Keller
Konsequenterweise ist die Schau „Der Keller“ auch im Keller des Künstlerhauses zu sehen
Vielschichtige Gefühle
Keller lösen seit jeher vielschichtige Gefühle beim Betreten aus - meist eher nicht so wohlige. Und auch die polnische Künstlerin Monika Zawadzki drückt mit ihren großen schwarzen Skulpturen und Objekten keine Wohlfühlthemen aus - sie stellt Fragen nach Gewalt, Vorherrschaft und Ausgeschlossensein: „Die Idee dazu ist: Das, was in der menschlichen Psyche versteckt ist, was wir nicht herzeigen wollen oder nicht für wichtig erachten, das stecken wir in den Keller.“
Künstlerhaus Graz
Armut und Ausbeutung als Themen
Da liegt etwa auf dem Boden ein schwarzer menschlicher Körper am Rücken, der Bauch ist nach innen gewölbt und darin steckt eine Schaufel. „Mir ist es auch wichtig die Armut anzusprechen. Einige meiner Skulpturen heißen ‚Monumente für Bettler‘, und ich mische mich damit in die Politik ein. Das lässt sich auch auf globale Kontexte umlegen: Wir leben in reichen Ländern und beuten arme Länder aus. Für mich ist auch wichtig, dass es sich nur um eine Verwandlung der Materie dreht, um einen Körper, der sich im Prozess des Wandels befindet“, erklärt die Künstlerin, die in Polen auf dem Land aufgewachsen ist.
Arbeit mit Kühen
Längere Zeit arbeitete Zawadzki anarchistisch und setzte sich für Homosexuellenrechte ein. Produktion und Reproduktion, Sterben und Werden, sich ändernde Materie sind ebenso Themen, die sie in einfachen und sich wiederholenden Motiven darstellt. Auf der Außenfassade der Apsis des Künstlerhauses hat sie ein „Minuett mit Kühen“ angebracht. Im Foyer hängt eine riesige Kuh von der Decke.
Sendungshinweis:
„Der Tag in der Steiermark“, 13.3.2017
Lange Recherche
Ihre ausgestellten Arbeiten seien schnell realisiert, sagt Zawadzki, der davor liegende Denk- und Rechercheprozess zu ethischen, sozialen oder geopolitischen Fragen sei viel wichtiger und dauere sehr lange. So zeigt die Skulptur „stillende Mutter“ eine riesige Wurst, an deren Körper vier kleine Würste hängen.
Künstlerhaus Graz
Fast alles ist schwarz
Alles, bis auf zwei Plexiglas-Arbeiten, ist in schwarz gehalten. „Schwarz ist keine Farbe für mich, es ist nur die neutralste Farbe. Manchmal stelle ich sie in anderen Zusammensetzungen aus und da ist es mir wichtig, dass sie zusammenpassen. Ich verwende auch immer die gleichen menschlichen und animalischen Körper, alle Elemente sind sehr einfach“, so die Künstlerin.
„Der Keller“ von Monika Zawadski ist bis 11. Juni im Grazer Künstlerhaus zu sehen
Affen und Scham
Für Graz entstanden zwei riesige Reliefs - eines trägt den Titel „Scham“: Es gehe dabei „um Schmerz und um Exklusion. Also mit dem Körper des Affen thematisiere ich, die zum Prinzip erhobene Individualisierung des Menschen. Für mich ist das nicht wichtig. Ich wollte vielmehr an dieses primitive Moment der gemeinschaftlichen Seele erinnern. Wir driften ja immer weiter auseinander und haben dieses Gefühl, eine Einheit zu sein, verloren.“