„Die Kinder der Toten“: Mitmachen beim herbst

Zwei Jahre hat der steirische herbst an einem großen Projekt zu Elfriede Jelineks Roman „Die Kinder der Toten“ gearbeitet. Jetzt wird für das Film-Projekt „Die Kinder der Toten“ in der Steiermark gedreht - und jeder kann mitmachen.

1995 veröffentlichte Elfriede Jelinek den Roman „Die Kinder der Toten“: Auf 666 Seiten Horror rechnet die Literaturnobelpreisträgerin wie gewohnt scharf mit ihrer Heimat ab. Schauplatz ist die Region um Neuberg an der Mürz, wo die Schriftstellerin mit aufgewachsen ist.

Dreh bis Mitte Oktober

Zwei Jahre arbeitete der steirische herbst nun an einem großen Projekt zu dem Roman. Das Nature Theater of Oklahoma - Kelly Copper und Pavol Liska - tauchen tief ein in die Welt von Elfriede Jelinek; bis Mitte Oktober wird in und um Neuberg an der Mürz gedreht für den Film „Die Kinder der Toten“.

"Die Kinder der Toten"

steirischer herbst

Nur Laiendarsteller

Gespielt wird ausschließlich von Laiendarstellern und auf Super acht. 300 Menschen meldeten sich bisher, 80 haben Kelly Copper und Pavol Liska als Darsteller gecastet. Aber der Dreh selbst wird zur Kunstaktion: Gedreht wird an sieben Tagen in der Woche, allerdings werden für die großen Drehs an den Samstagen besonders viele Mitwirkende gesucht.

„Egal, ob sie sich am Rande eines monströsen Unfall-Szenarios wiederfinden, einer Untotenparade beiwohnen oder dabei sind, wie in einem verfallenen Kino die Toten aus der Leinwand steigen – sie werden immer zugleich zuschauen und mitspielen“, heißt es auf der Homepage.

„Wie New York City“

„Das Schwierigste waren die historischen Details und die lokale Politik. So haben wir uns auf die großen globalen Fragen konzentriert, die Elfriede Jelinek aufwirft“, so Pavol Liska. "Elfriede Jelinek sagte, Amerikaner sind perfekt, um mit ihrem Werk umzugehen, weil wir ihren Humor verstehen, so Kelly Copper.

„Am meisten hat mich die Natur beeindruckt. Es erinnert mich an New York City - alles geht von unten direkt nach oben. Die Geräusche sind laut, die Natur ist geräuschvoll“, so Copper.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 29.9.2017

Kritik und Herz

Vor zwei Jahren, beim ersten Kontakt von Region und Festival, waren die Reaktionen nicht nur positiv: Nazivergangenheit, Antisemitismus, politischer Rechtsruck - Elfriede Jelinek serviert nie leichte Kost. „Weil das für sie so ein Herzensroman war, wo sie ihre schwierige Beziehung zu ihrer Mutter abarbeitet, umso mehr hat sie Kritik getroffen“, so herbst-Intendantin Veronica Kaup-Hasler. „Die wenigsten Menschen haben Jelinek-Texte gelesen, das ist keine Schande, es ist schwer. Aber, wenn man sich hineingräbt, wird man sich in das Werk auch verlieben können.“

Mammut-Projekt

Zwei Projekte der bildenden Kunst im öffentlichen Raum und zahlreiche Stationen und Veranstaltungen im Basislager in Kapellen ergänzen das Mammut-Projekt rund um „Die Kinder der Toten“.

Link: