Der Kult um den Totenkopf
Sein Anblick verursacht ein schauriges Gefühl, und doch übt der Schädel auf den Menschen eine faszinierende Anziehungskraft aus. Jahrtausendalte Schädelschalen, kunstvoll geschmückte Kopftrophäen oder religiös verehrte Schädelreliquien sollen nun in Leoben Einblicke in die Kulturgeschichte rund um den Totenkopf und das Phänomen „Schädelkult“ geben.
Kunsthalle Leoben
Rund 300 Exponate aus aller Welt machen deutlich, wie unterschiedlich der Zugang zum Schädel war, zeigen aber auch so manche Parallele, so die Leiterin der Kunsthalle Leoben, Susanne Leitner-Böchzelt: „Das Verbindende ist sicher, dass man eine Ahnenverehrung damit verbindet, dass man Trophäen nach Hause bringt, dass man sich aus dem Schädel des Feindes auch Kraft erwartet hat.“
Schaurig und faszinierend zugleich
So befremdlich solche Trophäen heute wirken mögen, so sollte man doch nicht vergessen, dass man auch hierzulande einst einen Kult um den Kopf trieb: „Wir kennen die Schädel-Reliquien aus unseren Kirchen - auch hier in Europa gibt es die unterschiedlichsten Ansätze, sich mit dem Schädel zu beschäftigen“, sagt Leitner-Böchzelt.
Diese reichen von wissenschaftlichen Schädel-Sammlungen bis zur Rassen-Kunde; schaurig-kurios muten auch die Schrumpf-Köpfe aus Ecuador an: Sie dienten dem Sieger als Talisman. „Es hat ja ein langes Ritual gegeben, und das musste eingehalten werden, um diese Kraft des Getöteten zu bekommen und ihm den Weg ins Jenseits zu ermöglichen.“ Äußerst lebendig ist hingegen der Totenkopf-Kult heute in der Gothic-Szene, und auch in Mexiko werden die Toten in einem lebensfrohen Volksfest gefeiert.
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Größte Schädelsammlung dieser Art
Anlass für die Ausstellung in Leoben ist die im Jahr 2008 wiederentdeckte Schädelsammlung des Künstlers und Darwinisten Gabriel von Max (1840-1915) mit Objekten aus allen Kontinenten. Sie wurde 1917 von der Stadt Mannheim erworben, kam in den Besitz der heutigen Reiss-Engelhorn-Museen (REM), war aber seit den 30er-Jahren an der Uni Freiburg.
„Es handelt sich um die größte Schädelsammlung dieser Art, die durch die wissenschaftliche Bearbeitung des REM zu einer noch nie dagewesenen und überaus beeindruckenden Betrachtung des menschlichen Schädels in der Kulturgeschichte geworden ist und faszinierende Einblicke in einen weltweit verankerten Aspekt der Menschheitsgeschichte von der Vor- und Frühgeschichte bis heute gibt“, so Alfried Wieczorek, Direktor der REM.
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Sendungshinweis:
„Steiermark heute“, 10.5.2013
Weitere Kooperationen mit REM geplant
Mit den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim habe man „einen starken Partner“ gefunden, mit dem bereits bei den Ausstellungsprojekten ‚Skythen und Sarmaten‘ (2009), ‚Alexander der Große‘ (2010) und ‚Die Rückkehr der Götter‘ (2011)’ gut kooperiert worden sei, so der Leobener Bürgermeister Matthias Konrad. Die Kooperation will man auch 2015 (Kleopatra und griechische Herrscher im alte Ägypten) sowie 2017 (Mumien) fortführen.
Link:
- „Faszination Schädel“ (Kunsthalle Leoben)
- REM Mannheim