„Bernarda Albas Haus“: Faschistoid und aktuell
Sendungshinweis:
„Der Tag in der Steiermark“, 2.2.2018
Im Schatten des aufkeimenden Spanischen Bürgerkrieges entstand das Stück „Bernarda Albas Haus“ vor mehr als 80 Jahren aus der Feder des Dichters Federico García Lorca. Es sollte sein letztes bleiben - kurz darauf wurde Lorca von den Faschisten ermordet.
Zwischen Bespitzelung, Angst und Heuchelei
Acht Jahre Trauer hat Bernarda Alba, im Grazer Schauspielhaus verkörpert von Christiane Roßbach, ihren fünf Töchtern im Alter zwischen 20 und 39 Jahren, der Großmutter der Mädchen und einer langjährigen Dienerin nach dem Tod ihres Mannes auferlegt. Dabei erschafft sie ein Frauengefängnis, in dem die Männer doch omnipräsent sind, ein ghettoartiges System aus Bespitzelung, Angst und Heuchelei entsteht - unter der Oberfläche brodelt es gewaltig.
Lupi Spuma
„Das ist ein Gewaltsystem, das ist ein faschistoides System. Das ist ein Modellstück im kleinen, familiären Bereich, wie Faschismus funktioniert - und das multipliziert in viele Familien, und wir haben Braun nochmal. Ich finde das Stück leider - in unserer Zeit - angesagt“, schildert Regisseur Thomas Schulte-Michels, der den Stoff zeitlos und bedrückend dicht in Szene setzte.
Lupi Spuma
Dass er die Enge der Franco-Ära mit seinem Stück vorwegnahm, musste Lorca mit dem Tod bezahlen, „weil der aufbegehrt hat gegen jede Form von faschistoiden, in die Diktatur führenden, in den Terror führenden Strukturen. Und das sehen wir hier im kleinen Familienverband: machogeprägt und furchtbar“, zieht Schulte-Michels sein Resümee.
Link:
- Bernarda Albas Haus (Schauspielhaus Graz)