Firma Paar gönnt Mitarbeitern Mail-Auszeit

„Stress, lass nach“ könnte das Motto von immer mehr Unternehmen sein, die Maßnahmen gegen Stress und Burn-out umsetzen. So verlangt etwa die Grazer Firma Anton Paar von den Mitarbeitern nicht mehr, ständig erreichbar zu sein.

Durch Handys und E-Mails sind die meisten Menschen 24 Stunden pro Tag erreichbar, mögliche Folgen sind Überarbeitung und Burn-out. Einige Unternehmen gehen deshalb einen anderen Weg: Henkel etwa stellt den E-Mail-Betrieb während der Feiertage ein, VW leitet nach Dienstschluss keine Firmenmails mehr auf Diensthandys weiter, und auch die steirische Firma Anton Paar gönnt ihren Mitarbeitern Ruhepausen.

E-Mail-freie Tage für Mitarbeiter

Anton Paar in Graz ist weltweit vernetzt, jeder Mitarbeiter muss seine Leistung erbringen, aber er muss nicht rund um die Uhr erreichbar sein - Diensthandys oder Laptops haben nur wenige. Das Unternehmen diskutiert derzeit sogar über einen E-Mail-freien Tag. „Wir wollen das heuer einmal probeweise versuchen. Ich denke, es wäre ganz gut, dass Mitarbeiter wieder lernen, wenn sie etwas brauchen, dass sie zu einem anderen hingehen und nicht die kurzen, knappen Mitteilungen schicken“, erklärt Geschäftsführer Friedrich Santner.

Frau sitzt in Büro vor PC

ORF

Jennifer Kremser kann Arbeit und Freizeit gut trennen

Jennifer Kremser arbeitet zum Beispiel seit drei Jahren bei Anton Paar. Sie hat im Unternehmen viel Verantwortung, ist tagtäglich mit Kunden auf der ganzen Welt in Kontakt. Ein Diensthandy hat sie aber nur, wenn sie auf Reisen ist, sonst kann sie Arbeit und Freizeit gut trennen. „Ich stemple aus, gehe nach Hause und kann dann wirklich von der Arbeit abschalten. Ich kann meine Freizeit und meine Hobbys genießen und muss nicht daran denken, was in der Arbeit noch zu tun ist", erklärt sie.

Mit Maß und Ziel erreichbar sein

Zudem gibt es bei Anton Paar auch einen eigenen Entspannungsraum für die Mitarbeiter. Gute Arbeit sei ein Teil des Lebens, wie auch ein gutes privates Leben, erklärt Maria Santner von der Geschäftsleitung die Motivation dahinter: „E-Mail und Telefon sind etwas, was den Menschen guttut, wenn sie es in Maßen und sinnvoll nützen.“

An Feier- und Fenstertagen gibt es bei Anton Paar nur einen Journaldienst. In Zukunft überlegt mann noch weiter zu gehen und wie bei Henkel den E-Mail-Verkehr etwa zu Weihnachten überhaupt einzustellen. „Das war eine tolle Idee, die wir uns auch angesehen haben. Es war heuer zu Weihnachten leider zu kurzfristig und daher nicht mehr umsetzbar, aber es ist eine gute Idee für das nächste Jahr“, so Santner.

Permanenter Druck steigert Produktivität nicht

All das sind Maßnahmen, die auch der Grazer Internist Viktor Weinrauch begrüßt, der sich mit dem Thema Burn-out und Erschöpfung intensiv auseinandergesetzt hat: „Ich freue mich, dass immer mehr Firmen merken, dass dieser Druck, der auf die gesamte Belegschaft von der Führungsebene bis hinunter zur Klofrau ausgeübt wird, nicht der Weg ist, die Produktivität zu steigern.“

An Stress, Burn-out und in der Folge Depressionen erkranken immer mehr Menschen. Überbelastungen im Privaten und im Beruf zählen zu den möglichen Ursachen. Früh erkannt, kann dem Ausgebranntsein vorgebeugt werden. Weinrauch hat dazu einen Test entwickelt - mehr dazu in Burn-out erkennen und vorbeugen.

Link: