Steiermark von Katastrophen gebeutelt

Das Unwetter von St. Lorenzen ist leider kein Einzelfall: In der Steiermark gab es in den letzten zehn Jahren eine ganze Reihe verheerender Katastrophen. Die Experten warnen - es gebe Anzeichen, dass weitere folgen könnten.

In St. Lorenzen sind die Einsatzkräfte nach wie vor im Dauereinsatz: Die Aufräumarbeiten laufen Tag und Nacht - mehr dazu auch in Lage in St. Lorenzen bleibt angespannt.

Bevölkerung nach wie vor schockiert

Aber auch eine Woche nach dem Unglück steht die Bevölkerung noch deutlich unter Schock: „Es war wie ein Erdbeben in der Früh. Alles hat gezittert, das ganze Haus hat gewackelt, und wirklich gerumpelt hat es. Das war so ungefähr zehn Minuten, und dann war Totenstille“, sagt ein Anrainer.

Kein Einzelfall

Die Überflutungen und Murenabgänge in der Obersteiermark sind aber kein Einzelfall: Bereits sieben schwere Umweltkatastrophen suchten die Steiermark seit dem Jahre 2003 heim, etwa die Hochwasserfälle in den letzten drei Jahren oder die Stürme „Paula“ und „Emma“, die 2008 über die Steiermark hinwegfegten, oder die Schneekatastrophe im Winter 2006 in Mariazell.

„Katastrophenland Steiermark“

Es hat den Anschein, als ob die Steirer nur mehr von Katastrophen heimgesucht werden: „Die Steiermark ein Katastrophenland - das ist zwar etwas plakativ, aber es stimmt. Es ist die Steiermark einfach ein alpines Gelände, und im alpinen Gelände mit den Niederschlägen, die wir haben, muss man immer mit Katastrophen rechnen“, prognostiziert Robert Riedelmoser von der Wildbach- und Lawinenverbauung.

Auch Experten warnen: „Davon kann man ganz sicher aus gehen. Wir vermuten, dass es tausende Fälle oder Möglichkeiten gibt in der Steiermark, um ähnliche Prozesse, wie sie hier stattgefunden haben, auszulösen“, so der Geologe Siegfried Hermann. Andreas Gobiet vom Wegener Center Graz beurteilt die Lage etwas vorsichtiger: „Prinzipiell kann man nicht sagen, es muss alles so schlimm kommen, aber es gibt erste Anzeichen, dass es so sein könnte.“

Ernste Lage in Oberwölz

Derartige Anzeichen sind gerade in Oberwölz erkennbar - dort sammelte sich im Bach innerhalb weniger Monate 25.000 Kubikmeter Schotter an; sollte es zu neuen schweren Regenfällen kommen, könnte die kleinste Stadt der Steiermark nach nur einem Jahr wieder stark gefährdet sein. „Wir haben jetzt am Wochenende wieder gezittert, weil wieder so viele Niederschläge waren und die Bäche beinahe übergegangen wären“, so der Oberwölzer Bürgermeister Günther Bischof.

„Immer mehr Verständnis“

Nach der Katastrophe in Gasen vor sieben Jahren habe man dazu gelernt und Stützmauern errichtet, für die roten Zonen gelte nun absolutes Bauverbot: „Die Leute haben nicht immer Verständnis dafür, aber Gott sei Dank immer mehr Verständnis. Es wäre für die Zukunft einfach ein Wahnsinn, wenn man in diese Gefahrenzonen neue Wohnobjekte bauen würde, weil der menschliche und letztlich auch der volkswirtschaftliche Schaden nicht verantwortbar wäre“, meint der Bürgermeister von Gasen, Erwin Gruber.

Absolutes Bauverbot in Gefahrenzonen

Durch solche Bauverbote könnte Schlimmeres verhindert werden. Im aktuellen Fall in St. Lorenzen treten auch hier die Bürger für ein absolutes Bauverbot in den Gefahrenbereichen ein - etliche dort vom Unwetter zerstörten Häuser waren nämlich genau in jenen Gefahrenzonen errichtet worden - mehr dazu in Unwetter: Viele Bauten in roter Zone.