Unwetter: Viele Bauten in roter Zone

Obwohl ein Gefahrenzonenplan für Gemeinden mit Wildbächen genau vorgibt, wo gebaut werden darf und wo nicht, sind etliche Häuser in roten Zonen errichtet worden - so auch manche der schwer verwüsteten Gebäude in St. Lorenzen.

Seit dem vorigen Jahr existiert für die 339 steirischen Gemeinden, in denen es Wildbäche gibt, ein Gefahrenzonenplan. Dieser teilt das Land in mehrere Zonen: In der roten Zone darf aufgrund erhöhter Katastrophengefahr überhaupt nicht, in der gelben nur unter bestimmten Auflagen gebaut werden.

17.000 Häuser in Gefahrenzone

Jedoch stehen in der roten Zone rund 17.000 Gebäude - einige davon auch im schwer von dem Unwetter betroffenen Ort St. Lorenzen - mehr dazu in Teile von St. Lorenzen bleiben Sperrgebiet - in der weniger gefährlichen Zone stehen 38.000 Gebäude.

Gefahrenzonenplan

ORF

Robert Riemelmoser vom zuständigen Lebensministerium erklärt die Situation so: „Es ist so, dass aufgrund der Altbestände an Gebäuden die neuen Gebäude in den roten Zonen liegen, und da muss man sich überlegen, will man sie dort wieder aufbauen oder würde man dort wieder absiedeln.“

Bausünden der 50er- bis 70er-Jahre

Ähnlich sieht der für die Raumordnung zuständige Landesrat Johann Seitinger (ÖVP) die Lage - die Bausünden liegen in den Fehlern der Raumordnung der 50er-, 60er- und 70er-Jahre: „Es wurde einfach zu viel in gefährliche Räume hinein gebaut, damals vielleicht noch nicht in dem Wissen der Katastrophen, die uns heute heimsuchen. Es wird nichts anderes übrig bleiben, wir müssen in die teuren Schutzbauten investieren, um diese meist falsch hinein gebauten Siedlungsräume zu schützen“.

Das Umdenken setzte bei vielen erst mit den Muren im oststeirischen Gasen vom 22. August 2005 ein: Zwar gibt es das Bundesgesetz, wonach die dem Umweltministerium unterstellten Wildbach- und Lawinenverbauung für alle Gemeinden Gefahrenzonenpläne zu erstellen hat, schon länger, die Bürgermeister als Baubehörde erster Instanz agierten in der Vergangenheit aber nicht immer vorausschauend und gaben öfter dem Baudruck nach. Dadurch war sukzessive auch immer mehr Sicherungsbedarf für Siedlungsraum und Infrastruktur entstanden.

Muren und Hochwasser - Risiko in der Steiermark

GIS Steiermark

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Keine Gefahr für Neubauten

Nun werde bei den Neubauten der vorliegende Gefahrenzonenplan vollends berücksichtigt, meint auch Gerhard Baumann von der steirischen Wildbach- und Lawinenverbauung: „Bürgermeister und die Gemeinden als Baubehörde sind heute so weit sensibilisiert, dass sie sich an die Gutachten der Wildbach- und Lawinenverbauung halten“.

Hochwasserschutz kostet Geld und Zeit

Insgesamt gibt es in der Steiermark 107 Rückhaltebecken. In Kenntnis der Gefahrenlage wurden in den vergangenen Jahren etwa in Kalwang, Treglwang, Gaishorn, Trieben und Rottenmann zahlreiche Schutzbauten errichtet - so ist etwa ein 2,1 Millionen Euro-Projekt am Tobeitschbach, der am 21. Juni in Treglwang arge Vermurungen anrichtete, in Umsetzung; ähnliches gilt auch für den Flitzenbach in Gaishorn und das Schwarzenbachtal, wo jeweils Planungen laufen.

Dennoch will die Kritik an fehlenden Schutzmaßnahmen - mehr dazu auch in St. Lorenzen: Kritik an Schutzmaßnahmen - nicht verstummen: Man hätte bereits vor der Katastrophe etwas tun sollen. Für den Lorenzerbach, der für die Riesen-Mure vom vergangenen Wochenende verantwortlich war und in dem vorhandene alte Schutzbauten vermutlich Schlimmeres verhindert haben, müsste man Murenrückhaltebecken um fünf bis sechs Millionen Euro bauen, so Schutzwasserbau-Experte Baumann - doch alleine die Bauvorbereitungen würden bei einem Vorhaben dieses Ausmaßes ein dreiviertel Jahr dauern.

Der bestehende Hochwasserschutz koste das Land laut Landesrat Seitinger jährlich 40 Millionen Euro - eine Summe, die er gerne noch aufstocken würde.

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