Missbrauch: Pfleger bekennt sich nicht schuldig

Nach knapp zwei Jahren Ermittlungsarbeit hat am Mittwoch in Graz der Prozess nach den Misshandlungsvorwürfen im Landespflegeheim Schwanberg begonnen. Der Angeklagte, ein ehemaliger Pfleger, bekannte sich nicht schuldig.

Im Herbst 2010 wurden durch eine Anzeige die Missbrauchsfälle erstmals ans Tageslicht gebracht: Demnach sollten in den Jahren 2000 bis 2006 ehemalige Mitarbeiter des Landespflegeheims ihre wehrlosen Patienten seelisch und körperlich gequält haben.

Ermittlungen wurden eingestellt

Die Ermittlungen liefen gegen insgesamt sechs Verdächtige. Die Verfahren gegen den damaligen Pflegedirektor, seine Stellvertreterin und eine Pflegerin mussten jedoch aufgrund von Verjährung und auch zum Teil wegen fehlenden Tatverdachts wieder eingestellt werden - mehr dazu in Schwanberg: Verfahren gegen Pflegedirektor eingestellt (7.10.2012).

Landespflegeheim Schwanberg

APA/ Markus Leodolter

Jahrelang sollen Patienten des Pflegeheims misshandelt worden sein

Kopf unter Wasser gedrückt

Für zwei weitere Verdächtige reichten die Vorwürfe ebenfalls nicht für eine Anklage, sehr wohl aber für einen 52-jährigen Weststeirer: Der Pfleger soll demnach die Patienten physisch und psychisch misshandelt haben. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, den Kopf eines Patienten beim Baden unter Wasser gedrückt und einem anderen mit dem Ellbogen den Kehlkopf abgedrückt zu haben.

Pfleger: „War nie handgreiflich“

Bei Prozessbeginn am Mittwoch bezeichnete der 52-Jährige die Vorwürfe als völlig haltlos und nicht nachvollziehbar: Viele Patienten seien sehr aggressiv und hätten sich immer wieder selbst oder gegenseitig verletzt, das sei aber immer protokolliert worden; er selbst sei nie handgreiflich geworden.

Ab 2003 habe er sogar mitgeholfen, neue Pflegekonzepte umzusetzen und Patienten mehr zu mobilisieren. Bei der Befragung durch die Richterin gab der Angeklagte allerdings auch zu, er sei nach einer Beschwerde gegen ihn wegen angeblicher körperlicher Übergriffe einmal für einen Monat beurlaubt worden.

Verteidiger: „Lügengeschichten“

Der Verteidiger des Weststeirers sprach wörtlich von Lügengeschichten: Sein Mandant habe sich hinaufgearbeitet und sei deshalb von Kollegen angefeindet worden.

Im September 2010 wurde der Angeklagte schließlich vom Dienst suspendiert. Der 52-Jährige meinte dazu, dass er nie genau erfahren habe, warum; erst aus den Medien hätte er von den Misshandlungen erfahren.

Am Mittwoch wurde nur der ehemalige Krankenpfleger einvernommen; im Herbst wird der Prozess dann mit der Einvernahme von Zeugen fortgesetzt.

Heim wird bis 2017 aufgelassen

Als Konsequenz aus den Missbrauchsvorwürfen beschloss die Landesregierung, das Pflegeheim bis 2017 aufzulösen. Die knapp 150 Patienten werden auf andere Einrichtungen verteilt, danach soll das Haus verkauft werden - mehr dazu in Pflegeheim Schwanberg wird geschlossen (13.3.2012).

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