Operation rettet Landwirt vor dem Rollstuhl

Ein mit Verdacht auf eine Querschnittslähmung eingelieferter Patient des LKH Graz kann nach einer Operation wieder gehen. Ein äußerst seltener Fall, sagen die Ärzte. Der Mann war Ende September mit einem Traktor abgestürzt.

Günther Sauseng

ORF

Vier Wochen nach dem Unfall kann Günther Sauseng fast wieder normal gehen

Das LKH sprach am Dienstag von einem „kleinen Wunder“: Der 42-Jährige, der nach einem Traktorunfall einer Querschnittslähmung ins Auge sehen musste, konnte durch eine rasche Operation innerhalb nur weniger Stunden wieder aufstehen und mittlerweile kann er wieder gehen.

Mit Rücken auf Felsen aufgeschlagen

Günther Sauseng aus Passail im Bezirk Weiz war am 25. September mit seinem Traktor über eine Böschung gestürzt und schlug mit dem Rücken auf einem Felsen auf. „Ich habe gleich danach meine Beine nicht mehr gespürt, um Hilfe geschrien und zum Schöckl hinaufgeschaut und mir gedacht, da bin ich das letzte Mal hinaufgegangen“, so der Landwirt. Wäre er nicht sofort in die Unfallchirurgie des LKH Graz eingeliefert, untersucht und operiert worden, wäre seine Befürchtung wohl Realität geworden.

Erster Lendenwirbel war „zermahlen“

Rainer Gumpert, Leiter der Wirbelsäulenspezialambulanz, übernahm damals den Patienten, dessen Rückenmark so schwer verletzt war, dass er die Beine nicht mehr bewegen konnte: „Der erste Lendenwirbel war zermahlen, kann man sagen, oder zerquetscht und geborsten. Das Rückenmark war durch die Knochenstücke abgequetscht und auch die Rückenmarkshäute waren zerrissen und die Knochenstücke haben die Nerven auch verletzt.“

Wie kommt es zur Lähmung?

Die Wirbelsäule trägt den Körper. Im Wirbelkanal verläuft das Rückenmark, die Hauptnervenverbindung vom Gehirn in den restlichen Körper. Wenn die Wirbelsäule bricht oder zerreißt „ist das Problem gegeben, dass das Rückenmark oder die Nerven abreißen oder gequetscht werden. Dadurch kommt es zu Lähmungserscheinungen oder Ausfallserscheinungen. Man hat eine Missempfindung oder gar kein Empfinden mehr an der Haut oder einen motorischen Ausfall“, erklärt Rainer Gumpert

Titankorb eingesetzt

In einer ersten Operation wurden von hinten das Rückenmark von den Knochenfragmenten befreit und die Rückenmarkshäute vernäht. Bei einer zweiten Operation von vorne tags darauf entfernten die Ärzte den zerschmetterten Wirbelkörper aus dem Körper und setzten stattdessen einen Titankorb ein, der von nun an als Ersatz dienen soll. Schon einen Tag nach dem Eingriff konnte der 42-Jährige seine Beine wieder bewegen und er unternahm erste Stehversuche.

Perfekt funktionierende Rettungskette

Dass der Landwirt nahezu keine bleibenden Schäden davongetragen hat, verdankt er einerseits einer perfekt funktionierenden Rettungskette, so Rainer Gumpert, andererseits der schnellen Operation im Wirbelsäulenzentrum. Wenn er wieder komplett hergestellt sei, wolle Sauseng als erstes wieder arbeiten gehen und nach Mariazell pilgern, um dort zum Dank eine Kerze anzuzünden.

Link: