Prolactal: Leitende Angestellte & Laborchef angeklagt

Fünf Personen sind im Prolactal-Fall rund um mit Listerien verseuchten Rohmilchkäse angeklagt. Wie am Montag bekannt wurde, handelt es sich dabei um vier ehemalige leitende Prolactal-Mitarbeiter sowie den Geschäftsführer eines externen Prüflabors.

Die Anklage lautet kurz zusammengefasst auf fahrlässige Gemeingefährdung mit Todesfolge; den fünf Angeklagten wird vorgeworfen, für den Tod von sieben Menschen sowie die schwere Körperverletzung von zwölf weiteren verantwortlich zu sein.

Bei den Angeklagten handelt es sich um zwei Geschäftsführer, die frühere Leiterin der Qualitätssicherung und den vormaligen Leiter der Quargel-Produktion der Firma Prolactal mit Sitz in Hartberg sowie um den Geschäftsführer eines externen Prüflabors.

Gutachten bestätigte Tod durch Listeriose

2010 starben nach dem Genuss von Prolactal-Quargel, der durch Fahrlässigkeit in der Einhaltung von hygienischen Richtlinien mit Listerin verseucht war, sieben Personen in Deutschland und Österreich, andere erkrankten schwer - mehr dazu in Listerienskandal: Anklage in Vorbereitung (16.8.2013). Seither ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen Hersteller, Mitarbeiter und Behörden; ein medizinisches Gutachten, dass den Tod durch Listeriose bestätigt, liegt seit 2012 vor.

Quargel Listerien

APA/Georg Hochmuth

Fünf Personen wurden im Prolactal-Fall angeklagt

„Mängel im Qualitätsmanagement“

Bereits vor dem Gutachten hatten Sachverständige Mängel im Qualitätsmanagement festgestellt: Bei der Prüfung des Mindesthaltbarkeitsdatums bei Rohstoffen waren Fehler aufgetreten, später wurden der Produktionsstopp und die Rückholung des kontaminierten Quargels nicht rechtzeitig veranlasst.

Spätestens 2009 hätte wegen der „Unbeherrschbarkeit der Listerien-Problematik“ eine Schließung der Produktion veranlasst werden müssen, führt die Staatsanwaltschaft aus; tatsächlich eingestellt wurde die Quargel-Produktion in Hartberg aber erst nach Bekanntwerden der Todesfälle - mehr dazu in Chronologie des Listerienskandals..

Gegen den Leiter des externen Prüflabors, der mikrobiologische Untersuchungen für Prolactal durchführte und zusätzlich als externer Berater beigezogen war, richtet sich der Vorwurf, „an den nicht gesetzlichen Vorgaben entsprechenden mikrobiologischen Untersuchungen mitgewirkt und auch teilweise Kenntnis von weiteren Sorgfaltsverstößen innerhalb des Unternehmens gehabt“, ohne seinen Auftraggeber darüber in Kenntnis gesetzt zu haben.

Auch zivilrechtliche Klagen

Mehrere Personen klagten seit 2010 gegen Prolactal, darunter ein 57-jähriger Oberösterreicher, der eine Klage gegen 21 Parteien, darunter Hersteller, Handelsketten und die Republik Österreich einreichte - der Streitwert liegt bei 2,3 Millionen Euro.