Hangrutsch in Brodingberg: Suche nach Schuldigen

Eine Großbaustelle in Brodingberg bei Graz sorgt weiter für Diskussionen. Ein Hang an der B65 war ins Rutschen geraten - verantwortlich sollen fehlende Stützmaßnahmen sein, doch auch ein von einer Bürgerinitiative erwirkter Baustopp könnte mitschuld sein.

Die BT-Group baut in Brodingberg bei Eggersdorf seit Mai zwei Fertigungshallen. Dafür wurden tausende Tonnen Erdreich abgetragen, wodurch ein Höhenunterschied von etwa sieben Metern zur darüber gelegenen Bundesstraße B65 entstand, so Gemeinderätin und Bürgerlistenvertreterin Eva Mayer. Durch die Regenfälle der letzten Tage war nun der Hang ins Rutschen geraten - mehr dazu auch in Baustelle in Brodingberg sorgt für Ärger und Hang bei Baustelle Brodingberg rutscht weiter.

Wirrwarr um Genehmigungen

Größte Kritikpunkte der Bürgerliste: Zum einen habe man keinerlei Stützmaßnahmen getroffen, um das Gelände nach der Abtragung zu stabilisieren, zum anderen verfüge man nicht über die nötige gewerberechtliche Genehmigung.

Dass der Bau illegal sein könnte, bestätigte auch der zuständige Jurist Bernhard Lindner von der Bezirkshauptmannschaft Graz Umgebung: Die BH habe zwar eine Baubewilligung erteilt, allerdings bräuchte es auch die gewerberechtliche Genehmigung, und diese soll fehlen: Der Unabhängige Verwaltungssenat hob sie nach Einsprüchen auf. Ein Vorgehen gegen den Bau in Brodingberg sei dennoch schwierig: Der Gesetzgeber sieht als Maximalstrafe eine Geldbuße von 3.500 Euro vor - diese könnte die BT-Group einfach bezahlen und weiterbauen, heißt es.

BT-Group weist Vorwürfe zurück

Der Chef der BT-Group, Wolfgang Binder, wies den Vorwurf einer fehlender Genehmigung vehement zurück: Er verfüge über eine Baubewilligung, die gewerberechtliche Genehmigung brauche er erst, wenn die Hallen in Betrieb genommen würden: „So kann es nicht weitergehen, weil alles, was wir momentan haben, ist rechtens, und wir bauen auch rechtens und hoffen eigentlich nur, dass unser Terminplan eingehalten wird.“

Akutes Platzproblem gefährdet Großaufträge

Das sei allerdings nicht in Sicht, weshalb die BT-Group mittlerweile vor einem akuten Platzproblem stehe. Man habe zwölf Millionen Euro investiert, um ausreichend Platz für Großaufträge zu haben, so Binder: „Unser Zeitproblem ist so entstanden, dass wir gesagt haben, unsere Produktionshalle ist eigentlich so fertig, dass wir sie Anfang/Mitte September 2013 beziehen können. Jetzt haben wir diese Fertigungshalle nicht zur Verfügung, sind aber voll in der Produktion dieser Aufträge und haben hier verschiedenste Hallen angemietet, um die Aufträge nicht zu gefährden. Diese Hallen stehen aber nur bis Ende des Jahres zur Verfügung, und momentan ist eben nicht in Sicht, unsere Halle bis Ende 2013 bezugsfähig zu machen.“

Baustopp mitverantwortlich?

Schon im Sommer hatte die Bürgerliste gegen den Bau berufen und einen zweimonatigen Baustopp erwirkt. Der von der Gemeinde eingesetzte Geotechniker, Reinhard Pötscher, meinte nun, dass gerade dieser Baustopp auch mitschuld an dem Hangrutsch gewesen sein könnte: Dadurch habe man die eigentlich geplanten Stützmaßnahmen nicht durchführen können.

Den ursächlichen Zusammenhang zwischen der Baustelle und der Hangrutschung bestritt zwar auch Pötscher nicht; ein wesentlicher Grund für die Probleme sei aber auch, dass alte Abwasserrohre im Hang über der Bundesstraße einfach enden und sich so Tonnen an Wasser ansammeln konnten - dieses Wasser hätte den Hang schließlich ins Rutschen gebracht.

„Abrutschen durch viele Faktoren bestimmt“

Wolfgang Binder wiederum verwies auf geologische Gutachten, die das Unternehmen vor Baubeginn eingeholt habe. Das Abrutschen des Hanges sei durch viele Faktoren bestimmt; die Bautätigkeit am BT-Group-Gelände trage mit Sicherheit nicht die Alleinschuld: „Wenn es hier Dinge gibt, die aufzuklären sind, stehen wir gerne bereit, das vorzuzeigen. Ich kann eigentlich nur sagen, dass Brodingberg ein Riesenglück hat, dass die BT-Group hierher kommt und 150 neuwertige Arbeitsplätze schafft“, so Binder.

Eine Einschätzung des bisherigen Schadens, wer dafür aufkommen wird und ob es tatsächlich einen alleinigen Schuldigen gibt, das traut sich momentan keiner zu sagen.