Neue Vorwürfe nach Selbstmord in der Karlau

Nach dem Selbstmord eines Häftlings in der Justizanstalt Graz-Karlau sind jetzt neue Vorwürfe aufgetaucht. Medienberichten zufolge sollen die Bedenken einer Gefängnis-Psychologin vom Tisch gewischt worden sein.

Im November des Vorjahres erhängte sich der Strafgefangene in einer sogenannten Absonderungszelle im Keller der Justizanstalt Graz-Karlau. Nach Vorwürfen, der Häftling sei selbstmordgefährdet gewesen, ermittelte die Kriminalpolizei. Sie konnte aber kein Verschulden der Justiz feststellen. Mehr dazu in Vorwürfe zu Suizidfall in der Karlau (19.2.14) und Karlau: Todesfälle werden untersucht (11.11.13).

Gefängnis-Psychologin „will nicht mehr schweigen“

Jetzt tauchen allerdings neue Hinweise auf, dass möglicherweise rund um den Tod des Mannes doch einiges schief ging. Die Zeitschrift „Der Falter“ zitiert in ihrer jüngsten Ausgabe eine Gefängnispsychologin, die „nicht mehr schweigen“ wolle. Ihre eigenen Erlebnisse würden in wesentlichen Punkten von der offiziellen Version abweichen. Mittlerweile existiert auch ein interner Schriftverkehr der Justiz, der eine möglicherweise unzureichend vorgenommene psychologische Untersuchung des Häftlings vor seinem Selbstmord zum Thema hat. In diesem Schriftverkehr werden auch die Bedenken der Psychologin erwähnt und ihr Vorwurf, dass ihre Bedenken vom Tisch gewischt worden seien.

StA Graz: „Vorwürfe sind bekannt und werden geprüft“

Bei der Staatsanwaltschaft Graz heißt es, man kenne die Vorwürfe. Sprecher Hansjörg Bacher:

Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Hansjörg Bacher

ORF.at

Hansjörg Bacher, Sprecher der STA Graz: „Vorwürfe sind bekannt und werden ausreichend genau geprüft.“

„Die nunmehr kolportierten Vorwürfe sind bereits seit längerem Gegenstand dieses Ermittlungsverfahrens, werden also seitens der Staatsanwaltschaft auch überprüft und waren bereits Gegenstand einer Berichterstattung an die Oberstaatsanwaltschaft und auch Gegenstand einer Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage. Diese Vorwürfe sind daher der Staatsanwaltschaft bekannt und werden natürlich ausreichend genau überprüft.“

Bei der Justiz-Vollzugsdirektion will man das Auftauchen der neuen Vorwürfe nicht kommentieren und auch gar nicht von Vorwürfen sprechen. Man habe alle zusätzlichen Informationen umgehend an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, die habe die Fakten letztlich zu bewerten.

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