Listerien-Prozess: Molkereimeister beteuert Unschuld

Am dritten Prozesstag um den mit Listerien verseuchten Quargel hat sich der ehemalige Molkereimeister der Firma nicht schuldig bekannt. Er habe seine Sorgfaltspflicht in jeder Sekunde wahrgenommen, so der Mann im Grazer Straflandesgericht. Listerien seien überall.

Der Beschuldigte war für die Abteilung Käseproduktion der Firma Prolactal verantwortlich gewesen. Er wirkte im Schwurgerichtssaal sehr angespannt und kämpfte mitunter mit den Tränen. 13 Jahre lang war er für seinen Bereich zuständig gewesen, dann brachen die Listerien-Fälle über ihn herein.

Keine Auslieferung ohne Freigabe

Nach den ersten Verdachtsmomenten habe er sich sehr intensiv mit Listerien beschäftigt, so der Ex-Angestellte von Prolactal. „Ich habe meine Sorgfaltspflicht jede Sekunde wahrgenommen“, beteuerte er. Die gesamte Produktion sei „strikt nach dem Lebensmittelgesetz“ abgewickelt worden, es sei keine Ware ohne Freigabe ausgeliefert worden.

Die Werte lagen immer unter zehn KBE/g (Kolonienbildende Einheit pro Gramm). Das Gesetz schreibe zwar 0 KBE/g vor, "die interne Toleranzgrenze war aber sechs bis zehn, so der Befragte. In Studien werden sogar 100 KBE/g angegeben, rechtfertigte er das Vorgehen in seiner ehemaligen Firma.

„Listerien sind überall“

„Wie ist es dann zu den positiven Proben gekommen?“, fragte der Richter. Solche tauchten nämlich plötzlich Mitte 2009 auf. „Wenn ich das wüsste, wäre ich ein kleiner Gott. Die Listerien sind überall“, meinte der Angeklagte. „Nein, sie waren im Käse, darum sitzen wir hier“, so der Richter. Eine schriftliche Freigabe der Ware hat es vom ehemaligen Käsemeister nie gegeben: „Das habe ich nie gemacht, das stand mir nicht zu.“

Am Dienstag hat der Prozess gegen sechs Angeklagte begonnen. Sie sollen für den Tod von sieben Menschen sowie die schwere Körperverletzung von acht Personen verantwortlich sein – mehr dazu in Listerien-Prozess beginnt mit Geständnis (3.5.2014).