Grazer Forscher: Photovoltaik für rote Dächer

Die Grazer Altstadt und ihre Dachlandschaft sind UNESCO-Weltkulturerbe - Photovoltaikmodule passen da nicht ins Bild. Ein Forschungsprojekt von Joanneum Research und dem Kunstgeschichte-Institut der Uni Graz soll das jetzt ändern.

Die blau-schwarzen Siliziumsolarzellen auf den Modulen sollen eine andere Farbe bekommen, und die Struktur der Dachziegel soll nicht gestört werden - das seien die wichtigsten Vorgaben für das Projekt „PV@Graz“, erklärte Gerhard Peharz von Joanneum Research: „Wir wollen nichts am Modul per se verändern, sondern das Glas vorne beschichten, so dass es sich möglichst schön einfügt.“

Grazer Dachlandschaft

APA/Hans Klaus Techt

Die Leistung der Module ändert sich durch die neue Beschichtung nur wenig, und auch die Kosten für das Modul würden nur gering steigen, so Peharz. Nun habe man begonnen, sich Gedanken über das Design zu machen: „Ich sag einfach, wie es ist: Wir haben relativ wenig Ahnung von so ästhetischen Aspekten, und wir sind gerade in einem Stadium, wo es darum geht, das Zielgebiet genau zu verstehen. Das soll uns davor bewahren, dass wir loslegen und schöne Beschichtungen entwickeln, die aber gar nicht reinpassen“, so Peharz.

Denkmalgeschützt, aber kein Museum

Hier kommt Eva Klein vom Institut für Kunstgeschichte der Uni Graz ins Spiel - sie leitet gemeinsam mit Peharz das Projekt. Graz habe sich zwar zum Denkmalschutz verpflichtet, sei aber deswegen kein Museum: „Eine Stadt ist auch immer ein Lebensraum, und dieser erfordert zeitgemäße Rahmenbedingungen.“ Und dazu würden Photovoltaikanlagen gehören, so Klein.

Die Gefahr, dass die Grazer Altstadt durch die Photovoltaikanlagen den Titel „Weltkulturerbe“ verlieren könnte, bestehe nicht, so Klein: „Eine Aberkennung des Titels als Folge der Zerstörung des Kulturgutes ist keinesfalls zu befürchten, schon gar nicht aufgrund von Photovoltaik. Es ist nicht vom Wesen her abzulehnen, sondern es geht um eine neue Integrationsmöglichkeit.“

Erste Ergebnisse ab 2015

In etwa drei Monaten sollen Farbe und Struktur feststehen, danach werde es noch viele Tests geben. Geht alles nach Plan könnte Mitte nächsten Jahres mit der Produktion begonnen werden. „Wenn wir das Projektziel erreichen, stehen die Chancen gut, dass in Zukunft auf den Dächern der Grazer Altstadt erneuerbare Energie in größerem Umfang produziert wird, und man kann davon ausgehen, dass ein großer Teil des Eigenenergieverbrauchs der innerstädtischen Haushalte so gedeckt werden kann“, so Peharz.

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