Kartnig-Prozess: „Hätte mein Haus verkauft“

In Graz ist am Donnerstag der Prozess gegen Hannes Kartnig und vier weitere Angeklagte fortgesetzt worden. Kartnig will nichts von der Verkürzung der Abgaben an den steirischen Fußballverband und die Bundesliga gewusst haben.

Das Interesse am Prozess hatte bereits am zweiten Tag merklich nachgelassen, es gab kaum noch Zuschauer.

Vier Jahre Haft zum Prozessauftakt

Der erste Tag hatte zum Auftakt auch gleich einen Höhepunkt gebracht, war der Ex-Präsident von Sturm Graz doch zu vier Jahren und einem Monat Haft wegen teilweise versuchten schweren Betruges verurteilt worden. Das rasche Urteil war möglich, da der Schuldspruch in dieser Sache vom Obersten Gerichtshof bereits bestätigt worden war und nur die Strafhöhe neu fest gesetzt werden musste - mehr dazu in Weitere vier Jahre Haft für Kartnig und in Kartnig: Chronologie der Ereignisse.

Für den zweiten Tag hatte der Richter nur Hannes Kartnig und den früheren Sekretär des Clubs auf der Anklagebank, da es ausschließlich um die verkürzten Abgaben an den steirischen Fußballverband und die Bundesliga ging - beide bekommen bei Bundesligaspielen zwei Prozent der Einnahmen aus den Kartenerlösen.

Zuschauerzahlen niedriger angegeben

Seitens des Vereins hatte man die Zuschauerzahlen niedriger angegeben und somit laut Anklage den Fußballverband um rund 25.000 Euro und die Bundesliga um knapp 53.000 Euro geschädigt; wurden Abgaben geleistet, dann meist mit Verzögerung, so die Anklage.

Der Präsident des steirischen Fußballverbandes, Wolfgang Bartosch, bestätigte die vertragliche Verpflichtung zur Zahlung der Abgaben, die Angaben von Sturm Graz bezüglich der Zuschauerzahlen habe man aber nie überprüft: „Nein, wir sind darauf angewiesen, dass das stimmt.“

Widersprüchliche Aussagen von Kartnig

Die Aussagen von Hannes Kartnig dazu sind widersprüchlich: Einmal sagte er, er habe gar nicht gewusst, dass es überhaupt solche Abgaben gebe, dann wiederum meinte er, er habe gewusst, dass Abgaben offen seien, dachte sich aber, dass es sich um Strafen für Spieler oder Mitgliedsbeiträge handle - „dafür hatte ich meine Buchhalter“, so Kartnig.

Ein Angestellter des Fußballverbandes erzählte von Gesprächen zwischen Kartnig und dem mittlerweile verstorbenen, damaligen Präsidenten des steirischen Fußballverbandes Gerhard Kapl - bei diesen Gesprächen sei es sehr wohl um ausständige Zahlungen von Sturm an den Verband gegangen.

„Ich habe für Sturm immer alles getan“

Dass der Verein mit diesen Zahlungen im Rückstand war, hat Kartnig nach eigenen Angaben nicht gewusst: „Ich hätte sonst gezahlt, ich hätte halt mein Haus verkauft“, so der Ex-Präsident. „Für die Abgaben hätten sie ihr Haus verkauft?“, fragte der Richter erstaunt. „Ich habe für Sturm immer alles getan“, so Kartnig.

Anschließend konfrontierte ihn der Richter mit einer Aussage aus dem ersten Prozess, wo Kartnig sagte, er habe seit 1992 gewusst, dass von den Erlösen aus den Eintrittskarten Geld für Schwarzgeldzahlungen an die Spieler weggenommen worden sei - Kartnig wirkte darauf etwas ratlos, sagte nicht mehr viel.

Kleiner nicht befangen

Am zweiten Verhandlungstag entschied der Schöffensenat auch über den Antrag der Kartnig-Verteidiger, die den Gutachter Fritz Kleiner wegen Befangenheit ausgetauscht haben wollten. Kleiner, der sich seit Jahren mit der Causa Sturm Graz beschäftigt, war zunächst von einem Untersuchungsrichter bestellt worden; nachdem diese Position abgeschafft worden war und die Ermittlungen nun vom Staatsanwalt direkt geleitet werden, änderte sich die Lage.

Derzeit ist Kleiner für das Gericht als Sachverständiger beim Prozess im Einsatz. „Fühlt man sich befangen, wenn man schon für die Anklage tätig war?“, fragte der Richter. „Ich wurde in dieser Causa nur vom Gericht bestellt“, betonte Kleiner in Hinblick auf die verkürzten Abgaben an Fußballverband und Bundesliga - damit wies der Schöffensenat den Antrag ab und erklärte, es liege „keine Befangenheit“ vor.

Der Prozess wird am Dienstag mit weiteren Zeugenbefragungen fortgesetzt - möglicherweise gibt es dann auch schon die Urteile.