U-Haft für acht mutmaßliche Dschihadisten

Das Grazer Straflandesgericht hat am Montag Untersuchungshaft über acht der vergangenen Woche festgenommenen 14 mutmaßlichen Dschihadisten verhängt. Bei ihnen bestehe Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr.

Das Gericht wies bei sechs Beschuldigten die Anträge auf Verhängung der Untersuchungshaft ab - die Männer wurden aus der Haft entlassen. Damit wurden nun mittlerweile sechs der 14 Festgenommenen wieder freigelassen.

In dem Ermittlungsverfahren geht es um den Verdacht der Mitgliedschaft in terroristischen Vereinigungen „im Zusammenhang mit der Rekrutierung junger Menschen für den syrischen Bürgerkrieg“, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Hansjörg Bacher.

Rund 900 Beamte beteiligt

Im Rahmen des Großeinsatzes in Graz, Wien und Linz wurden am Freitag zahlreiche Wohnräumlichkeiten und Fahrzeuge durchsucht und insgesamt 16 Personen in Wien, der Steiermark und Oberösterreich zur Einvernahme vorgeführt. Beschlagnahmt wurden laut Staatsanwaltschaft Graz, unter deren Federführung die Polizeioperation lief, unter anderem terroristisches Propagandamaterial, elektronische Datenträger, Bargeld und ein Schlagring.

Insgesamt sollen an der Polizeiaktion rund 900 Beamte beteiligt gewesen sein. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sprach von einem der „größten Einsätze in der Geschichte des österreichischen Staatsschutzes“ - mehr dazu in Großrazzia gegen Dschihadisten in drei Städten (28.11.2014).

„Ebu Tejma“ bestreitet Dschihad-Rekrutierung

Als Hauptverdächtiger gilt der in Wien festgenommene Prediger Mirsad O. („Ebu Tejma“). Sein Anwalt Lennart Binder sagte am Wochenende gegenüber dem „Kurier“, seinem Mandanten werde die Ausreise von „einem Dutzend Jugendlicher“ nach Syrien in den „Dschihad“ zur Last gelegt. „Davon kann keine Rede sein“, so Binder - mehr dazu in „Ebu Tejma“ bestreitet Dschihad-Rekrutierung und in Nach Razzia: Verdächtiger schweigt (beide wien.ORF.at).

Chefs der führenden Zelle in Wien?

Laut der Belgrader Zeitung „Vecernje novosti“ gehört O. allerdings zu einer Gruppe von 200 führenden Dschihadisten aus Bosnien, dem serbischen Sandschak und dem Kosovo. Die Chefs der „bosnischen Zelle“, die als stärkste Dschihadistengruppe Europas bezeichnet wird, sollen sich in Wien befinden, so eine Analyse der bosnischen Geheimdienste.

Als Nummer eins der Gruppe wird Muhammad Fadil P., Imam der Tewhid-Moschee (Tauhid-Moschee) in Wien-Meidling, genannt. Seine Salafisten-Organisation mit Sitz im zwölften Bezirk sei die wichtigste logistische und finanzielle Stütze der Dschihadisten in Europa, so das Blatt unter Berufung auf die Geheimdienste.