Grazer Soziologe bezweifelt Steuer-Entlastung

Weniger Lohnsteuer, mehr Geld für Familien und Pensionisten: Die am Freitag präsentierte Steuerreform soll die Bürger entlasten, doch daran glaubt der Grazer Soziologe Manfred Prisching nicht: An großen Rädchen sei nicht gedreht worden.

Freitagabend wurden von ÖVP und SPÖ erste Details zur Steuerreform präsentiert: Demnach soll etwa die Lohnsteuer gesenkt werden, der Eingangssteuersatz soll von 36,5 auf 25 Prozent sinken; auch Pensionisten und Familien sollen profitieren. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) spricht sogar von der größten Steuerreform der Zweiten Republik - mehr dazu in Steuerpaket offiziell präsentiert und in Nachbesserungen verboten (beide news.ORF.at).

Nur „an kleinen Rädchen gedreht“

Keine großen Veränderungen durch die Steuerreform kann dagegen der Grazer Soziologe Manfred Prisching ausmachen, denn für die Steuerreform sei an den kleinen Rädchen, nicht an den großen gedreht worden. Auf die Frage, ob die Steuerreform für die Menschen im Land etwas wesentlich verändern wird, sagt er: „Nein, das ist keineswegs der Fall, auch in den unteren Einkommenskategorien wird man 70 oder 100 Euro profitieren pro Monat, das ist nett, das ist auch in diesen Einkommensgrößen spürbar, aber es ist natürlich nicht etwas, was das Leben der Menschen verändert.“

Manfred Prisching

ORF

Prisching: Die Entlastung „ist nett“

„Österreicher bezahlen Reform“

So werde sich laut Prisching auch künftig niemand ein Auto leisten können, der es sich vorher auch schon nicht leisten konnte, und auch die Mittelschicht werde nicht groß profitieren können, da diese die Reform mitzutragen hätten: „Es gibt eine große Illusion, die auch hier politisch formuliert wird. Die Österreicher sollen diese Reform nicht bezahlen - selbstverständlich bezahlen sie die! Wer sollte sonst bezahlen, hier fliegen keine Milliarden vom Himmel herunter, das ist alles Selbstbezahlung“, meint Prisching.

„Wirklich Reiche“ auf internationaler Ebene

Wolle man die wirklich Reichen mehr zur Kassa bitten, dann würde das nur dann gehen, wenn man international Steuerlöcher stopft, ist Prisching überzeugt.

Im Großen und Ganzen wird die Steuerreform in der Steiermark aber begrüßt - vom „großen Wurf“ bis hin zur „spürbaren Entlastung“ ist die Rede, nur wenige Ausnahmen sprechen von einer „halbherzigen Reform“ - mehr dazu in Steuerreform: Reaktionen aus der Steiermark.