Betrugsprozess gegen Toni’s Freilandeier

Nach jahrelangen Ermittlungen hat am Dienstag der Prozess gegen Toni’s-Freilandeier-Chef Toni Hubmann begonnen. Ihm und drei weiteren Angeklagten wird schwerer gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen. Alte Eier sollen als frische verkauft worden sein.

Bereits im Dezember 2010 wurden der Leobener Staatsanwaltschaft Unterlagen übermittelt, die schweren Betrug bei der Firma Toni’s Freilandeier aufzeigen sollen. Fünf Jahre später gibt es nun den Prozess - mehr dazu in Anklageschrift gegen Toni Hubmann fertig (26.1.2013) und Betrugsprozess gegen Toni’s Freilandeier (20.5.2015).

Falsche Ablaufdaten

Hubmann, zwei Angestellten und einem ehemaligen Mitarbeiter wird vorgeworfen, das Mindesthaltbarkeitsdatum von Eiern manipuliert zu haben. Hubmann, der Qualitätsmanager und der Verkaufsleiter leugnen die Vorwürfe, der vierte Angeklagte hatte gegen die anderen ausgesagt und ist geständig. Der ehemalige Mitarbeiter der Firma behauptet, 51 derartige Fälle dokumentiert zu haben. Es handle sich dabei um 797.820 Eier und einen Gesamtschaden von 127.000 Euro, bestätigte die Staatsanwältin am Dienstag.

System „ausgetrickst“

Laut der Staatsanwältin sei das EDV-System, das die Eieranlieferung, Etikettierung und Auslieferung überwache, bewusst „ausgetrickst“ worden. Eier, die bei geringer Nachfrage über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus im Lager untergebracht waren, seien so im System als Neuanlieferungen vermerkt worden. So habe man sie wieder an den Handel verkaufen können.

Eigentlich seien diese Eier aber nur noch für die Lebensmittelindustrie verwendbar gewesen. Außerdem seien Eier, die für den deutschen Markt bestimmt waren und zurückgeschickt wurden, in der Steiermark neu etikettiert und mit anderem Datum zurück nach Deutschland geschickt worden. Die Staatsanwältin stützt sich in ihrer Anklage auf die Aussagen des Produktionsleiters.

Der Mitarbeiter brachte den Fall ins Rollen und war am ersten Verhandlungstag bereits geständig. Geschäftsführer Hubmann sowie sein Qualitätsmanager und der Verkaufsleiter - alle drei sind ebenfalls angeklagt und standen am Dienstag vor Gericht - bezeichnen die Vorwürfe als falsch.

Verteidigung will Herkunft jedes Eies beweisen

Hubmanns Anwalt sagte, er habe einen klaren Plan für die Verhandlungen: „Unsere Vorgangsweise ist die, dass wir einen sehr umfangreichen Beweisantrag eingebracht haben - das sind um die 10.000 Seiten -, wo wir jedes Ei, von dem behauptet wird, dass es manipuliert verkauft worden sei, belegen können, wohin dieses Ei tatsächlich gegangen ist und welches frische Ei in den Lebensmittelhandel gegangen ist.“

Der Verteidiger erklärte weiters, Hubmann habe keinerlei Motiv „für so eine Dummheit gehabt“. Es handle sich seiner Meinung nach um einen „Rachefeldzug von ehemaligen Mitarbeitern“. Hubmann wollte von den betrügerischen Vorgängen nichts gewusst haben. Länger gelagerte Eier seien als Industrieeier verkauft oder schon vorher Sozialmärkten gespendet worden, lautete seine Rechtfertigung. Eine Umetikettierung hätte auch schon deshalb keinen Sinn gehabt, weil das alles viel zu teuer gekommen wäre.

Mit einem Urteil ist nicht vor Anfang Juli zu rechnen. Acht Verhandlungstage sind geplant. Die Verhandlung wird am Mittwoch mit der weiteren Einvernahme der Beschuldigten fortgesetzt.