Insolvenz: Immer mehr Unternehmer warten ab

Immer mehr steirische Unternehmer zögern eine Insolvenz hinaus. Der Antrag wird dann meist von Gläubigern eingereicht. Die aktuelle Insolvenzstatistik spiegle die Wirtschaftslage deshalb nicht wider, heißt es von Kreditexperten.

Auf den ersten Blick sieht die Insolvenzstatistik für das 1. Halbjahr durchaus positiv aus: Die Firmeninsolvenzen sind in der Steiermark um rund elf Prozent zurückgegangen. Doch wenn man nachfragt, warum das so ist, stellt sich heraus, dass die aktuelle Insolvenzstatistik die Wirtschaftslage nicht widerspiegelt.

Insolvenzantrag wird von Gläubigern eingereicht

Die Ursache für den Rückgang ist nämlich darauf zurückzuführen, dass immer mehr Unternehmer die Insolvenz hinauszögern und der Antrag dann von den Gläubigern eingereicht wird, so Franz Blantz vom Alpenländischen Kreditorenverband: „Wir haben herausgefunden, dass mittlerweile bei den eröffneten Firmeninsolvenzen ca. 50 Prozent der Eröffnungen auf Anträge von Gläubigern und nicht auf Eigenanträge von Unternehmungen zurückzuführen sind. Dies zeigt, dass die Unternehmen zurückhaltend agieren bei den Antragstellungen, weil sie befürchten, dass in einem formellen Insolvenzverfahren der Betrieb geschlossen wird aufgrund der rückläufigen Auftragslage.“

Firmeninsolvenzen 1. Halbjahr:

  • um 11,3 Prozent weniger
  • 240 eröffnete Verfahren
  • Verbindlichkeiten von mehr als 209 Mio. Euro
  • um 50 Prozent mehr Insolvenzen in Baubranche
  • weniger Insolvenzen in Gastronomie
  • Hanlo-Fertighaus GmbH war bisher größte Insolvenz

In weiterer Folge würden sich aber auch die Gläubiger, wie etwa Gebietskrankenkasse oder Finanzamt, dann Zeit lassen, bis sie den Insolvenzantrag stellen - offenbar aufgrund der Wirtschaftskrise, sagt Franz Blantz.

Viele warten auf bessere Auftragslage

Unternehmer würden auch zuwarten, weil ihre Finanzierung, um den Betrieb fortzuführen, in den meisten Fällen nicht gesichert ist, so Blantz: „Die Banken sind sehr restriktiv bei der Kreditvergabe, und wenn ich in ein Sanierungs- oder Insolvenzverfahren gehe, muss ich zumindest auch nachweisen, dass ich die nächsten 90 Tage meinen Betrieb ausfinanziert habe, dass ich keine weiteren Verluste erziele, und das ist der Grund, warum viele an und für sich wirklich auf eine bessere Auftragslage warten.“

Preiskampf setzt Baubranche weiter zu

Einen massiven Anstieg hat es im ersten Halbjahr bei den Bauinsolvenzen gegeben: „Die Ursache ist sicher darin zu sehen, dass viele Investitionen nach hinten verschoben wurden, viele Projekte einfach zeitlich verzögert abgewickelt werden sollen. Und sicherlich massiv spürbar ist für die Bauunternehmungen der Preiskampf und der Verdrängungswettbewerb von Unternehmen aus Slowenien, Rumänien, Bulgarien und Ungarn.“ Die Baubranche setzt daher große Hoffnungen in das neue Vergabegesetz. Ob dieses aber noch vor dem Sommer, wie geplant, beschlossen wird, ist derzeit laut Gewerkschaft offen. Das Gesetz soll garantieren, dass regionale Firmen bei Bauprojekten bevorzugt werden - mehr dazu in Bauwirtschaft: Viele Aufträge - viele Arbeitslose (15.4.2015).

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