Elena R.: „Er hat mich jeden Tag geschlagen“

Die Ehefrau des Amokfahrers von Graz, Elena R., hat in einem Exklusivinterview in „Thema“ am Montag von ihrem jahrelangen Martyrium gesprochen. Sie sei von ihrem Mann täglich geschlagen und getreten worden – auch während sie schwanger war.

Kennengelernt habe sie ihren Ehemann über das Internet. Am Anfang habe er sich verstellt und sei ein sehr liebevoller Mensch gewesen. Doch nachdem die beiden geheiratet hatten, wurde alles anders: Ab dem ersten Jahr habe er physische und psychische Gewalt auf sie ausgeübt. Ihre Schwangerschaft sei ihm egal gewesen, er habe sie trotzdem geschlagen. Sie habe versucht wegzulaufen, aber sie hatte weder Geld noch ein Mobiltelefon noch ihren Reisepass.

Morddrohungen gegen sie und ihre Familie

„Er wollte, dass ich eine Sklavin bin, die Kinder gebärt“, sagte sie „Thema“-Moderator Christoph Feurstein teils unter Tränen. Nur kochen, putzen und auf die Kinder aufpassen sollte sie, „nicht alleine einkaufen gehen, nicht spazieren gehen, nichts.“ Ihr Mann wollte, dass sie ein Kopftuch trägt, und er untersagte ihr kurze Hosen. Sie habe mit Morddrohungen gegen sich und ihre Familie in Bosnien gelebt. Einmal habe er mit einer Waffe auf sie gezielt und gesagt, dass er sie umbringe und in die Mur werfen würde.

Entschuldigung für Tat ihres Mannes

Am 28. Mai sei die Situation eskaliert: "Er ist explodiert, er hat mich geschlagen, ich bin an der Treppe gestanden, er hat mich in meinen Rücken getreten. Er hat mich an den Haaren gerissen, er hat mich getreten, geschlagen.“ Der verzweifelten Frau gelang es schließlich mit einem Handy ihre Mutter anzurufen, die die Polizei alarmierte. Auf eigenen Wunsch wurde die 22-Jährige mit ihren beiden Kindern in ein Frauenhaus gebracht. Als sie von der Amokfahrt gehört hatte, sei das für sie ein Schock gewesen. Es tue ihr sehr leid, dass ihr Mann das gemacht habe. Sie wünsche sich nun nur noch einen sicheren Ort für sich und ihre Kinder.

Tausende trauerten in Graz nach Amokfahrt

Rund 12.000 Menschen haben am Sonntag an der Trauerfeier der Stadt Graz teilgenommen und der Opfer der Amokfahrt gedacht. Bei der Gedenkfeier am Hauptplatz riefen Politiker und Vertreter der Religionsgemeinschaften zum Zusammenhalt auf - mehr dazu in Tausende trauerten in Graz nach Amokfahrt (28.6.2015).

Eine Woche nach der Amokfahrt in Graz zog auch das Kriseninterventionsteam (KIT) des Landes eine erste Bilanz. Angesichts der großen Betroffenheit der Menschen sind die Mitarbeiter des KIT massiv gefordert. Bisher gab es Tausende Gespräche - mehr dazu in Tausende Gespräche nach Amokfahrt (26.6.2015).