Amokfahrt: Ein Opfer noch in kritischem Zustand

14 Tage nach der Amokfahrt in Graz ist eine Person immer noch in kritischem Zustand; insgesamt werden im LKH und UKH noch elf Personen behandelt. Bei einigen Verletzten werden bleibende Schäden nicht ausgeschlossen.

Trauer in Graz

APA/Erwin Scheriau

Elf Personen werden nach der Amokfahrt noch im LKH und UKH behandelt

Sechs Erwachsene und ein Kind befinden sich im LKH noch in Behandlung; hier wurden insgesamt 16 Opfer der Amokfahrt betreut, bestätigt der ärztliche Direktor des LKH Graz, Gernot Brunner: „Es ist der Verletzungsgrad schwer bis lebensbedrohlich gewesen. Wir hatten ganz am Anfang sechs Patienten in einem lebensbedrohlichen Zustand. Der aktuelle Stand ist, dass ein Patient in kritischem Zustand ist; einer der beiden, die noch in kritischem Zustand waren, hat sich Gott sei Dank stabilisiert, wird aber noch intensivmedizinisch betreut.“

Opfer schwer bis lebensbedrohlich verletzt

Für derartige Großschadensfälle, so Brunner, gebe es in den Spitälern Einsatz- und Alarmpläne. Diese beinhalten auch, dass zusätzliches Personal hereingeholt wird: „Die Kinderchirurgie hat Ärzte geholt, auch die Pflege im OP-Bereich, im Bereich der Anästhesie hatten wir das Glück, dass an diesem Tag zufällig eine Fortbildungsveranstaltung war, wir hatten also eine sehr hohe Anzahl von Anästhesisten sowieso im Haus.“ Viele Mitarbeiter hätten sich auch von selbst gemeldet und sind in ihrer Freizeit ins Haus gekommen, so Gernot Brunner.

„Gewisse Restdefizite dürften verbleiben“

Im UKH waren 200 zusätzliche Mitarbeiter sofort zur Stelle, als insgesamt neun Opfer eingeliefert wurden, sagt der ärztliche Leiter, Michael Plecko: „Wir haben noch vier von den Schwerverletzten bei uns im Haus, ein Teil davon braucht noch Folgeeingriffe, sind also noch nicht ausbehandelt und werden sicher noch einige Zeit bei uns verbringen müssen. Bei der Schwere der Verletzung muss man davon ausgehen, dass schon gewisse Restdefizite verbleiben werden.“

Nachbesprechungen der Einsatzkräfte

Derzeit gebe es laut Michael Plecko auch noch laufend Nachbesprechungen aller Krankenhäuser, in denen der Einsatz von Beginn an - von der Leitstelle über den Einsatz des Notarztes bis zur Einlieferung ins Spital - aufgearbeitet wird, so Plecko: "Graz hat immer schon sehr viel in das Notarztsystem investiert, und das ist uns in dieser Situation sicher sehr zugute gekommen. Auch die enge Zusammenarbeit mit den Rettungsdiensten, und auch vor Ort waren viele Kollegen in der Stadt und haben dort Erste Hilfe geleistet - im Wissen, wie so ein System funktioniert - und das hat uns auch sehr geholfen.“

Zahl der Opfer weiter angestiegen

Zehn Tage nach der Amokfahrt stieg die Zahl der Opfer weiter an: Neben den drei Toten und 36 Verletzten zählen die Ermittler bisher knapp 50 weitere Opfer, die gefährdet waren und sich teilweise nur durch einen Sprung zur Seite retten konnten. Rund 250 Zeugen meldeten sich bisher, heißt es, etwa 160 Zeugen wurden bisher vernommen. Sie berichteten vom Verhalten des Lenkers und anderen Beobachtungen. Die Identität einer tödlich verletzten Frau, einer etwa 25 Jahre alten Frau, ist noch nicht geklärt.

Tausende trauerten in Graz nach Amokfahrt

Rund 12.000 Menschen nahmen an der Trauerfeier der Stadt Graz teil und gedachten der Opfer der Amokfahrt. Bei der Gedenkfeier am Hauptplatz riefen Politiker und Vertreter der Religionsgemeinschaften zum Zusammenhalt auf - mehr dazu in Tausende trauerten in Graz nach Amokfahrt (28.6.2015).

Auch das Kriseninterventionsteam (KIT) des Landes zog eine erste Bilanz - bisher gab es Tausende Gespräche - mehr dazu in Tausende Gespräche nach Amokfahrt (26.6.2015).