„Mazda-Prozess“ beginnt mit Geständnissen

Mit Schuldeingeständnissen hat am Montag in Graz der Untreue-Prozess im Zusammenhang mit Mazda Europa begonnen. Die sechs Angeklagten sollen Scheinrechnungen gelegt und für einen Schaden von 41 Mio. Euro mitverantwortlich sein.

Der Fall flog schon im Jahr 2013 auf: Da wurde ein gebürtiger Steirer in Köln wegen Veruntreuung zu sechs Jahren Haft verurteilt - mehr dazu in Steirischer Millionenbetrüger in Köln angeklagt (8.4.2013). Beim Prozess in Graz müssen sich sechs Personen - fünf Steirer und ein Wiener - wegen Beitragstäterschaft und Untreue verantworten. Staatsanwalt Stefan Strahwald führte in seiner Anklage aus, dass die Beschuldigten den verurteilten ehemaligen Leiter der PR-Abteilung von Mazda Europa zugearbeitet hatten. Sie sollen sich - entgegen dem Drahtzieher - nicht selbst bereichert haben.

Scheinrechnungen um 60 Mio. Euro

Fünf der sechs Angeklagten sollen dem Ex-Pressesprecher über ihre Unternehmen zwischen 2002 und 2012 Scheinrechnungen in der Höhe von rund 60 Millionen Euro ausgestellt haben - etwa über in Wahrheit nicht erstellte Druckwaren - und müssen sich wegen Untreue verantworten. Während die in der Steiermark beschuldigten Verdächtigen von den Geldern gerade einmal soviel bekamen, um ihre anfallenden Steuern aus den erfundenen Aufträgen zu decken, soll der Drahtzieher in Deutschland rund 41 Mio. Euro zum Schaden seines Arbeitgebers in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Damit finanzierte er etwa Luxusimmobilien und eine Oldtimer-Sammlung.

„Befehlsempfänger“ hatte finanzielle Probleme

Als erster Angeklagter war jener 56-jährige Grazer zu hören, der sich selbst als den österreichischen „Befehlsempfänger“ des in Deutschland verurteilten PR-Leiters bezeichnete. Von ihm aus nahm das System mit den Scheinrechnungen gegen 2002 seinen Anfang. Erst machte er dem ehemaligen Mazda-Sprecher und langjährigen Freund nur eine Presseaussendung, es folgte das Angebot für weitere Aufträge.

Gleich beim ersten Treffen in der Mazda-Zentrale in Deutschland soll der frühere Sprecher den Grazer Agenturgeschäftsführer gefragt haben: „Was ist für mich drinnen?“, schilderte der Angeklagte. Es sei um Provisionszahlungen gegangen, er wollte zehn Prozent vom Auftragsvolumen. Der 56-Jährige willigte ein, weil er nach dem Tod seiner Frau in familiären und finanziellen Schwierigkeiten war und auf die tatsächlichen Aufträge von Mazda angewiesen gewesen sei.

Richter: „Eine Riesensauerei“

Bereichert habe sich der Grazer nicht, beteuerte er mehrmals. „Aber da sind Sie ja der Gelackmeierte. Was hatten Sie davon?“, fragte ihn Richter Helmut Wlasak. „Ich hatte meine Aufträge. Hätte ich das nicht mehr gemacht, wäre ich draußen gewesen“, sagte der Beschuldigte. „Wenn das ein Freund war, war er ein berechnendes Drecksschwein. Das ist eine Riesensauerei“, bemerkte der Richter wörtlich, wunderte sich aber, warum der Angeklagte das zehn Jahre lang mitgemacht hatte: „Ein ganzes System unterstützt einen und keiner von euch hat sich bereichert?“ Die Antwort des 56-Jährigen: „Irgendwann schaltet ein Verdrängungsmechanismus ein. Außerdem hat die Kreativleistung, die tatsächlich erbracht werden musste, wirklichen Spaß gemacht.“

Urteil erst in einigen Tagen

Bei den sechs Beschuldigten - einer von ihnen muss sich „nur“ wegen Falschaussage verantworten, weil er einen der anderen gedeckt haben soll - handelt es sich um ehemalige Unternehmer, teils mit Doktor- oder Ingenieurstitel, im Alter von 39 bis 56 Jahren. Der Prozess soll mehrere Tage dauern.