Schilcher verfälscht: Winzer unter Verdacht

Ein weststeirischer Winzer steht unter Betrugsverdacht: Er soll im Vorjahr schwarze Ribiseln in seinen Schilcher gemischt haben. Der verfälschte Wein soll dann an die Kunden - unter anderem Handelsketten - verkauft worden sein.

Mitte Jänner sei die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingelangt, bestätigte deren Sprecher Thomas Mühlbacher. Man sei dann den Vorwürfen nachgegangen und habe einige zehntausend Liter Schilcher beschlagnahmt.

Zigtausende Liter Wein mit Ribiseln gemischt?

Laut dem seit Kurzem vorliegenden Sachverständigengutachten heißt es, dass davon auszugehen sei, dass der Schilcher mit Ribiselbestandteilen versetzt wurde. Auch wurde laut Mühlbacher ermittelt, dass der Weinbauer seit 2010 über sechs Tonnen Johannisbeeren gekauft hatte - mit dieser Menge an Beeren hätte der Winzer laut Staatsanwaltschaft etwa 61.000 Liter verfälschten Wein herstellen können.

Jetzt müsse noch abgeklärt werden, ob die Käufer des Schilchers gewusst haben, dass sie ein verfälschtes Produkt gekauft haben, danach stehe auch fest, welcher Schaden möglicherweise entstanden ist, so Mühlbacher; die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen.

Weinbauverband: „Wäre überhaupt nicht okay“

Johann Dreisiebner, Obmann des steirischen Weinbauverbandes, möchte das Ergebnis der Ermittlungen abwarten: „Von der Logik her könnte man einfach ein Produkt strecken und trotzdem schilcherartige Aromen darstellen, aber es ist eben absolut verboten, und wenn das so wäre, dann wäre es natürlich überhaupt nicht okay.“

Bei jedem Wein, also auch beim Schilcher, müssen alle Aromen, alle Inhaltsstoffe aus der Traube kommen: „Der Schilcher ist eine besondere Spezialität, die auch in gewissen Jahrgängen, in gewissen Reifestufen an schwarze Johannisbeere erinnert, aber diese Aromen sind zu 100 Prozent aus der Traube.“

Anwalt: „Pumpfehler“

Laut Michael Kasper, dem Anwalt des Winzers, sind die Betrugsvorwürfe ein „Blödsinn“: Es sei zwar richtig, dass rund 40.000 Liter Wein beschlagnahmt wurden, doch dabei handle es sich um nur fünf Prozent seiner Gesamtproduktion. Außerdem würde sich der Verdacht nur auf eines seiner Produkte beziehen.

„Kein Motiv“

Es seien mit dem Ribiselpüree Produktversuche gemacht worden, wobei es zu einem „Pumpfehler“ gekommen sei. Dadurch seien die Beerenbestandteile in den Schilcher gelangt. Bei dem verwendeten Ribiselpüree handle es sich um ein rein natürliches, nicht gesundheitsschädliches Erzeugnis: „Die festgestellten Mengen des Pürees im Produkt sind marginal und nicht dazu in der Lage, die Qualität in irgendeiner Form zu beeinflussen. Es gibt keinen Wettbewerbsvorteil und dementsprechend auch kein Motiv“, hieß es weiter. Zudem habe Kaspers Mandant die Untersuchung beim Bundesamt für Weinbau selbst veranlasst. Ein Gutachten, das vom Weinbauern in Auftrag gegeben wurde, habe einen technischen Fehler als Ursache geliefert.

Laut Dreisiebner kam es schon vor, dass ein falscher Tank angeschlossen oder ein Tank verwechselt wurde. Ein normales Weingut hätte Ribiselpüree aber nicht im Keller, außer ein anderes Produkt würde damit erzeugt. Die Sache müsse auf jeden Fall aufgeklärt werden. Sollte sich der Verdacht bestätigen, könnte der Weinbauer angeklagt werden - zum einen aufgrund des Verstoßes gegen das Weingesetz, zum anderen wegen Betrugs. Bis Ende des Jahres sollen die Ermittlungen laut Staatsanwaltschaft noch dauern.