Bischof Krautwaschl: „Anruf Gottes annehmen“

Die aktuelle Flüchtlingssituation ist auch ein großes Thema der Pfarrerwoche in Seggauberg. Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl rief dabei alle steirischen Priester, aber auch die Steirer zu einem Aufeinanderzugehen auf.

Unter dem Titel „Der Mensch ist der Weg der Kirche“ tagen diese Woche in Seggauberg 350 Priester und Führungskräfte vier Tage lang. Zum Auftakt am Montag bezeichnete Bischof Krautwaschl Flüchtlinge als Menschen, die hilfesuchend anklopfen und forderte seine Priesterkollegen dazu auf, positive Meinungsbildung zu betreiben - gemeinsam mit den Gemeinden, den Engagierten und mit der Bevölkerung.

„Es braucht ‚neue Menschen‘“

„Das erste ist, dass wir diesen Anruf Gottes, so will ich das ganz bewusst nennen, annehmen. Für diese Situationen braucht es nicht bloß irgendwelche Direktiven, sondern da braucht es ‚neue Menschen‘ und auch ein neues Denken. Ich möchte Geschmack darauf machen, sich dieser Herausforderung zu stellen; alles andere ist Rückzug. Es wird auf alle Fälle notwendig sein, dass wir uns noch mehr engagieren, aber auf Zahlen kann ich mich nicht festlegen, weil ich die ganzen Situationen rundherum nicht kenne“, so Krautwaschl.

Beispielgebend nahm der Bischof vor einer Woche eine siebenköpfige Familie aus Syrien im bischöflichen Ordinariat auf. In Summe stellt die Kirche in der Steiermark rund 700 Plätze in 35 Quartieren zur Verfügung - mehr dazu in Kirche will hunderte neue Asylplätze schaffen (3.9.2015).

Notquartiere in steirischen Pfarren werden seitens der Diözese Graz-Seckau derzeit keine bereitgestellt, da die seitens des Landes gewünschte Größe von mindestens rund 500 Plätzen nicht erfüllt werden könnte: „Solche Kapazitäten haben wir nicht“, so der Integrationsbeauftragte der Diözese, Erich Hohl.

„Es passiert ein Umdenken“

Die Flüchtlinge, die es zur Zeit in Richtung Europa und Österreich zieht, seien eine große Herausforderung, teilweise auch Überforderung, die aber Antworten braucht, um Leid und Elend hinten an zu halten, so der Bischof: „Auch die Verantwortungsträger sind zum Teil überfordert, mit dem hat ja keiner gerechnet, es soll ja alles immer in den geordneten Bahnen laufen. Daher glaube ich, soll man zuerst einmal Danke sagen - ich glaube, dass in den letzten Wochen auch durch die Familien, die vermehrt kommen, ein Umdenken passiert ist auch in der Zivilgesellschaft - ‚Da muss etwas getan werden‘. Und wenn ich da die vielen Leute sehe, wie sie sich engagieren, dann ist das für mich bewundernswert.“

Wie ernst es der Kirche ist, sich offensiv mit dem Flüchtlingsthema zu beschäftigen zeigt ein Workshop der Caritas, der im Rahmen der Pfarrerwoche auf dem Programm steht. Inhalt: Asyl, Integration, Flüchtlinge, aber auch Armutsmigration.

EU macht Druck bei Flüchtlingsquote

Unterdessen erhöht die Europäische Union im Streit über die Verteilung von Flüchtlingen den Druck auf die Mitgliedsstaaten: In einem am Montag durchgesickerten Papier hieß es, dass Staaten, die die Aufnahme von Flüchtlingen verweigern, einen einmaligen Betrag zu bezahlen haben. Über den Vorschlag soll am Dienstag bei der Konferenz der EU-Innenminister abgestimmt werden. Die Staaten der Visegrad-Gruppe - Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn - bekräftigten unterdessen erneut ihre Ablehnung eines Quotensystems - mehr dazu in 6.500 Euro pro abgelehnten Flüchtling (news.ORF.at).

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