VCÖ will Kontrollen älterer Autofahrer

Jeder fünfte Verkehrstote in Österreich ist älter als 65 Jahre - der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) fordert nun, dass die Verkehrstüchtigkeit ab einem bestimmten Alter überprüft werden soll. Die Autofahrerclubs sind dagegen.

Auch in der Steiermark häufen sich die Meldungen von Unfällen, an denen Menschen ab einem Alter von 65 Jahren beteiligt sind. Verkehrsteilnehmer ab diesem Alter sind unfallgefährdeter, denn der Großteil fühlt sich im Straßenverkehr oft überfordert.

Statistiken sprechen klare Sprache

Beim Thema Autofahren bis ins hohe Alter prallen Pro und Contra aufeinander: Betagte Menschen fahren langsamer als jüngere und halten in der Regel die Vorschriften ein, doch mit zunehmenden Alter steigt statistisch gesehen das Unfallrisiko - bei den 70- bis 75-jährigen Autofahrern ist jeder zweite der Unfallverursacher, bei den über 75-Jährigen tragen sogar zwei Drittel die Hauptschuld; bei einem 80-Jährigen ist das Unfallrisiko vergleichbar mit einem Fahranfänger.

Problem Selbstüberschätzung

„Das Problem ist, dass mit zunehmendem Alter die Reaktionsfähigkeit schlechter wird. Man sieht auch schlechter, hat ein eingeschränktes Gesichtsfeld, und oft nehmen ältere Menschen auch Medikamente, die das Fahren dann zusätzlich beeinflussen“, so Christian Gratzer vom VCÖ. Mit dem Alter steige auch die Selbstüberschätzung: Selbst gut gemeinte Ratschläge aus der Familie würden oft ignoriert.

Andere Länder als Beispiele

Laut Gesetz sind österreichische Autofahrer bis an ihr Lebensende berechtigt, ein Fahrzeug zu lenken, ohne die Fahrtauglichkeit auch nur ein einziges Mal überprüfen zu müssen - in anderen Ländern gibt es das nicht mehr. „In vielen europäischen Ländern funktioniert das sehr gut, dass es regelmäßige Gesundenuntersuchungen gibt. Wenn dann die gesundheitliche Fähigkeit dann nicht mehr da ist, ist dann auch mit dem Autofahren Schluss“, so Gratzer.

Autofahrerclubs dagegen

In Spanien müssen sich Autofahrer, die älter sind als 45 Jahre, alle fünf Jahre untersuchen lassen, in den Niederlanden gilt die gleiche Regel, allerdings erst nach dem 70. Geburtstag - das habe sich auf die Unfallstatistiken in diesen Ländern aber nicht ausgewirkt, heißt es dazu beim ÖAMTC. Thomas Jank, Geschäftsführer des ARBÖ Steiermark, sagt weiters, dass keine Studie bestätige, dass ältere Autofahrer ein höheres Unfallrisiko darstellen; es bestehe also kein Anlass, ältere Menschen in ihrer Mobilität einzuschränken, so Jank.

VCÖ will befristeten Führerschein

In Österreich gibt es eine gesetzlich zwingend vorgeschriebene Überprüfung der Fahrtauglichkeit für betagte Menschen nicht - der Verkehrsclub schlägt nun einen befristeten Führerschein vor: „Die Befristung hat die Möglichkeit, dass dann individuell darauf Rücksicht genommen werden kann, ob die gesundheitliche Fähigkeit, noch weiterhin Autofahren zu können, gegeben ist. Ältere Menschen haben in der Regel auch einen Hausarzt, der sehr gut beurteilen kann, ob die Fähigkeit noch gegeben ist, dass ein Auto gelenkt werden kann“, sagte Gratzer.

Betagte Menschen sind keineswegs automatisch eine Gefahr für die Verkehrssicherheit - doch wer sich nicht mehr fit für den Straßenverkehr fühlt, sollte die damit verbundenen Risiken nicht unterschätzen und an Alternativen der Mobilität denken.

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