Steuerhinterziehung: Promi-Chirurg vor Gericht

Wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung ist am Mittwoch ein bekannter Grazer Sportmediziner vor Gericht gestanden. Laut Staatsanwaltschaft soll er Kapitalertragssteuern in der Höhe von mehr als 540.000 Euro nicht bezahlt haben.

Der Unfallchirurg, der für seine Künste bei Gelenksoperationen weltweit gefragt ist, hatte sich 2006 selbstständig gemacht: Er gründete eine GmbH, um ein eigenes Institut zu betreiben und bei Bedarf andere Ärzte anstellen zu können. Obwohl alles recht gut lief, musste er vor kurzem Konkurs anmelden. Dieser ist mittlerweile abgeschlossen, der Angeklagte ist nach eigenen Angeben schuldenfrei, zahlt aber noch an der 40-prozentigen Konkursquote.

„Ich hau’ mir doch die Reputation nicht zusammen“

Das Finanzamt wirft ihm nun vor, von 2006 bis 2013 für seine GmbH keine Kapitalertragssteuer bezahlt zu haben - und an diesem Punkt gehen die Meinungen auseinander, denn der Arzt ist sich keiner Schuld bewusst: „Dass ich Steuern hinterzogen habe, ist lächerlich. Ich haue mir doch nicht die ganze Reputation zusammen, das ist für mich ein totaler Schaden“, meinte er bei der Befragung. Er gab an, zwar Geld vom GmbH-Konto genommen zu haben, seiner Meinung aber zu recht: „Das Geld hat ja auch nicht die GmbH verdient, sondern ich.“

„Dumm gelaufen“

Sein Verteidiger betonte, der Ex-Steuerberater seines Mandanten sei schuld an dem Debakel: „Was passiert ist, ist dumm gelaufen. Seine Beratung war suboptimal“, formulierte es der Anwalt. Da die Finanz die ganze GmbH nie anerkannt habe, könne sie für diese auch keine Kapitalertragssteuer fordern, so die Schlussfolgerung des Verteidigers. „Wenn mir das Finanzamt im ersten Jahr gesagt hätte, dass ich nicht als GmbH anerkannt werde, wäre das nicht passiert“, sagte der angeklagte Mediziner.

Die Vertreterin des Finanzamtes sah die Sache ganz anders und meinte, wenn die GmbH nicht gilt, werde der Mediziner eben einkommenssteuerpflichtig für diese Beträge. Da die Fronten sich zunehmend verhärteten und Finanz-Abgesandte und Verteidiger heftig aneinandergerieten, wurde beschlossen, weitere Akten herbeizuschaffen und zusätzliche Zeugen zu laden; der Prozess wurde vertagt und soll Ende Februar oder Anfang März fortgesetzt werden.