Herausforderungen für Nachhilfe-Institute
Traditionell sind die heimischen Nachhilfe-Institute vor allem im Mai vor der letzten Schularbeiten-Welle und im August vor den Nachprüfungen zu Schulbeginn gefordert. Laut LernQuadrat-Geschäftsführer Konrad Zimmermann geht es dabei aber nicht nur um fachliche Nachhilfe, sondern oft auch um psychologischen Beistand.
Kinder emotional aufrichten
„Mathematik und Englisch haben sich fachlich natürlich nicht verändert. Was wir dramatisch bemerkt haben, ist die Verunsicherung sowohl der Lehrerkollegen in den Schulen, als auch der Eltern, die am weitesten von der Schule weg sind und natürlich der Schüler. Wir können nur schauen, dass die Kinder emotional aufgerichtet sind und an sich glauben, dass sie etwas gelernt haben und dann vielleicht gute Leistungen zeigen“, so Zimmermann zum Thema Zentralmatura.
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Seit zehn Jahren hat LernQuadrat in der Steiermark Filialen, österreichweit gibt es das Institut seit 20 Jahren. In dieser Zeit verringerte sich die Zahl der Schüler laut Zimmermann stark: „Wir haben seit damals 30 Prozent weniger Schüler in ganz Österreich - und das trotz Zuwanderung. Zahlreiche Volksschulen am Land schließen. Aber damit muss man leben.“
Immer mehr Kinder mit Migrationshintergrund
Eine Herausforderung der vergangenen Jahre ist die steigende Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund: Viele Flüchtlingskinder sind Analphabeten, können also auch in ihrer Muttersprache nicht lesen oder schreiben. Bei ihnen müsse man wie bei Kleinkindern mit Bildern und Musik arbeiten.
Heftige Kritik an „Modularer Oberstufe“
Kritik übt Zimmermann an der – wie er sagt, gescheiterten – modularen Oberstufe. Sie sollte ursprünglich Talente fördern, indem Kinder nach ihren Interessen Kurse wählen: „Leider wurde jetzt im Gesetzestext das, was positiv am Schulversuch Modulare Oberstufe war, nämlich die Module, herausgestrichen - es bleibt ein bürokratischer Haufen über, wie Kinder die Fünfer bis zur Matura mitschleppen dürfen, damit sie dann geschlossen scheitern. Ich halte das für eine Fehlentwicklung.“
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Die Behauptung, dass Kinder immer weniger wissen und lernen, will Zimmermann nicht gelten lassen: „Sie können heute andere Dinge. Sie können beispielsweise mit dem Daumen viel schneller arbeiten als ich. Außerdem sind die Umstände andere: Früher war es klar, dass der Vater arbeitet und die Mutter zu Hause ist - heute ist oft der Einzige, der mit dem Kind nachmittags spricht, der Fernseher“, zeigt der LernQuadrat-Geschäftsführer auf.
Nachhilfe-Institut als Nachmittags-Betreuung
Genau deshalb würden Nachhilfe-Institute auch immer häufiger als Nachmittagsbetreuung verwendet. „Alleinerziehende Mütter kommen oft zu uns und sagen, sie arbeiten bis halb sieben. Da wollen sie, dass die Kinder am Nachmittag mit echten Menschen kommunizieren, nicht nur mit dem Fernseher oder dem Handy“, schildert Zimmermann.