Schwieriger Saisonstart für steirischen Wein

Dem Beginn der neuen Weinsaison blicken steirische Winzer derzeit mit gemischten Gefühlen entgegen. Durch die enormen Frostschäden im Vorjahr seien die Keller teilweise nur zu zwanzig Prozent gefüllt - jedoch mit vollem Geschmack.

Langsam, ganz langsam zieht der Frühling in der Süd- und Südoststeiermark ein. Doch die Idylle täuscht: Es herrschen durchaus stürmische Zeiten in den heimischen Weinbergen - und auch in den Weinkellern kann die Ruhe nicht über eine gewisse Anspannung hinwegtäuschen.

Mehr Qualität als Quantität

Der Jahrgang 2016 ist fertig. Es ist der Wein nach dem großen Frost und dem Wintereinbruch im Frühling des Vorjahres - mehr dazu in Frost hat Weinernte fast komplett vernichtet (4.5.2016) und Wein 2016: Viel Geschmack in wenigen Flaschen (15.7.2016).

Wein

ORF

Teilweise sind 80 Prozent der Fässer in den Kellern leer

„Mit dem Jahrgang und seiner Qualität sind wir sehr zufrieden - nur die Menge ist halt sehr klein“, berichtet Wein-Steiermark-Obmann Stefan Potzinger. Und daraus machen die steirischen Winzer auch gar kein Geheimnis: Teilweise sind 80 Prozent der Fässer in den Kellern leer.

Das Weinglas bleibt halb voll

Und trotzdem sollen die Kunden, die Weinliebhaber und Gäste der Buschenschänken von der - wie Potzinger sagt - „Mengendepression“ nichts mitbekommen: „Eine Strategie ist natürlich, dass man die regionale Gastronomie, die Steiermark, wo die Urlauber herkommen, gut bedient; dass man dafür Pläne schmiedet und man natürlich auch die Lagenweine vom letzten Jahr - von denen ja einige noch nicht einmal gefüllt worden sind - gut positioniert.“

Wein

ORF

Halb voll oder halb leer?

Ist das Weinglas optimistisch gesehen also halb voll und nicht halb leer? Tamara Kögl ist Winzerin und Buschenschank-Betreiberin in Ratsch an der Weinstraße. Auch sie weist mit Nachdruck auf die besondere Qualität des 2016er-Weins hin: „Wir haben eine sehr straffe Struktur, einen sehr würzigen Wein mit einer sehr fülligen Aromatik - und ich gehe von einem sehr hohen Lagerpotenzial aus.“

Wein

ORF

Um die Fässer zu füllen, bedienten sich die Winzer verschiedenster Methoden

Aber Kögl musste sich - so wie viele andere - Strategien überlegen, um wirtschaftlich zu überleben: „Manche Betriebe haben Trauben zugekauft - in Österreich, teilweise auch in Slowenien -, um unseren Kunden auch in diesem Ausnahmejahrgang die Möglichkeit zu geben, ausreichend in die Gläser zu füllen“, so die Winzerin. Und vor allem, um die eigene Existenz zu sichern. Zusätzlich wurde auch Wein aus 2015 vorsorglich zurückbehalten.

Neuer Schwerpunkt auf Hightech

Um künftig besser auf Wetterphänomene und Umwelteinflüsse vorbereitet zu sein, setzen immer mehr Winzer auf Hightech. Georg Winkler-Hermaden etwa hat in den Weingärten in Kapfenstein seit Jahren Messstationen. Ihre Daten helfen mögliche Pilzinfektionen zu verhindern und sichern so die Qualität des Weines: „Diese Daten werden in einem Server gesammelt, dort ist ein Computerprogramm, das die Infektionszeiten errechnet“, so Winkler-Hermaden.

Wein

ORF

Viele Winzer wollen sich in puncto Frost künftig auf Hightech verlassen

Pessl Instruments in Weiz ist mit seinen Metos-Messstationen weltweit tätig. Vor allem Winzer in Italien, Frankreich, Spanien und Chile setzen auf die Pflanzenschutzkompetenz der Oststeirer. Die Sensoren der Messstationen zeichnen im Weingarten die Feuchtigkeit im Boden, die Blattnässe und auch die Temperatur auf - und da kommt der Frostschutz ins Spiel.

Optimistischer Blick in die Zukunft

Heiner Denzer von Pessl Instruments erklärt: „Wir haben eine Installation, da wird die Temperatur in zehn Metern, in fünf Metern und in Bodennähe gemessen - und daraus ziehen die Winzer dann ihre Entscheidung, ob es notwendig ist, Maßnahmen gegen den Frost zu setzen.“ Das kann zum Beispiel mit Netzen und Planen sowie durch das Abbrennen von Stroh im Weingarten erfolgen. Doch blicken die Winzer optimistisch in die Zukunft - die Reben haben sich gut erholt und somit sollten vom 2017er-Jahrgang dann wieder mehr Flaschen in den Regalen stehen.

Link: