Apothekertagung: Rauchen gleicht Kokainsucht

In Schladming geht diese Woche eine Fortbildungstagung der Apothekerkammer über die Bühne, unter anderem mit dem Thema Rauchen, das laut Experten einer Kokainsucht gleiche. Weitere Tagungsthemen sind die Grippe und Masern.

Generell stehen bei der laufenden Apothekertagung in Schladming respiratorische Erkrankungen im Mittelpunkt, also Erkrankungen, die die Lunge betreffen wie beispielsweise Keuchhusten und Lungenkrebs, der bei Rauchern auftritt.

Rauchen ist „chronische Krankheit“

Interessant aber, dass das Rauchen selbst bei der Tagung nicht bloß als „schlechte Angewohnheit“, sondern ebenfalls als chronische Erkrankung, nämlich als Sucht, qualifiziert wurde.

Raucher Rauchen Sujet

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In seinem Vortrag zu diesem Thema sprach Alfred Lichtenschopf, Primar am Rehab-Zentrum der Pensionsversicherungsanstalt in Weyer an der Enns, sogar davon, dass die Nikotinsucht mit Heroin- oder Kokainabhängigkeit zu vergleichen sei: „Was die Zigaretten so potent macht, ist der Umstand, dass nach einem tiefen Zug das Nikotin in sieben bis zehn Sekunden ins Gehirn kommt und dort die Nikotinrezeptoren besetzt. Das führt zu einer Dopaminausschüttung. Dieser ‚Kick‘ ist das Wesentliche an der Abhängigkeit“, so der Spezialist. 80 Prozent der Raucher seien von dieser Sucht betroffen.

Maximal fünf Prozent hören spontan auf

Daher bedürfe der Versuch, mit dem Rauchen aufzuhören, auch oft mehrfacher Therapien, sagte der Experte, oft würden sogar Patienten wieder zur Zigarette greifen, die wegen schwerster chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) in Behandlung sind.

Die Entwöhnung müsse daher langfristig erfolgen und bedürfte oft mehrerer Anläufe: „Die Spontanentwöhnungsrate, wenn hundert Personen das Rauchen ohne medikamentöse oder sonstige therapeutische Hilfe beenden, liegt nach einem Jahr bei drei bis fünf Prozent“, sagte Lichtenschopf. Die am besten in wissenschaftlichen Studien belegte medikamentöse Hilfe ist der Nikotinersatz - etwa durch Nikotinpflaster.

Lungenkrebs trifft meist Raucher

Wer sich der Nikotinsucht nicht entledigen kann, läuft Gefahr, an Lungenkrebs zu erkranken, sagte der steirische Lungenspezialist Gerd Wurzinger bei der Apotheker-Fortbildungstagung. Global erkranken pro Jahr rund 1,8 Millionen Menschen an einem Lungenkarzinom. 1,6 Millionen Menschen sterben daran. 85 bis 90 Prozent der Fälle gehen auf das Rauchen zurück und die Heilungschancen sind nach wie vor schlecht, weil Lungenkrebs oft erst spät erkannt wird.

Zwar wurde bei der Tagung eine neue Screening-Methode zur Früherkennung vorgestellt, die in den USA bereits eingesetzt wird und die angeblich bis zu 20 Prozent der Sterbefälle reduzieren kann. Bei den Studien allerdings, so der steirische Mediziner, sei es oft auch zu falschen positiven Befunden gekommen, die in weiterer Folge einen Eingriff bei gesunden Menschen erforderten.

Auf dem Weg zu Masernrekordjahr

Nicht zuletzt thematisierten die Apotheker in Schladming diese Woche auch das Masernjahr, das zu einem Masernrekordjahr werden dürfte, wie es vonseiten der Impfspezialisten heißt. So gab es in Österreich heuer bereits 64 Masernerkrankungen in sechs Bundesländern, die meisten davon - nämlich jeweils 26 - in der Steiermark und in Niederösterreich.

Masern Impfung Impfbuch

APA/dpa/Achim Scheidemann

Der Wiener Impfspezialist und Tropenmediziner Herwig Kollaritsch dazu: „Wir haben nach wie vor ein Masernproblem. Das wird auch so bleiben“, laut Kollaritsch, weil schon bei den Kleinkindern viel zu wenige durchgeimpft seien. Laut offiziellen Angaben sind sechs Prozent der Zwei- bis Fünfjährigen, das sind etwas mehr als 20.000 Kinder, derzeit in Österreich gar nicht gegen Masern geimpft. Etwa zehn Prozent aller geimpften Kinder sind kein zweites Mal immunisiert. Das sind fast 39.000 Kleinkinder und mehr als 37.000 Schulkinder.

Nicht zuletzt war auch die Grippe ein Thema der Tagung. Sie ist heuer stärker als sonst ausgefallen, während die Impfrate immer schlechter wird - mehr dazu in Grippewelle brachte heuer mehr Erkrankungen (7.3.2017).

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