Einbetonierte Leiche: Verdächtiger wieder frei

Knalleffekt im Fall der unter einer Kellerstiege einbetonierten Frauenleiche in Mariazell: Der am Montag festgenommene Obersteirer ist seit Mittwoch wieder frei - die Obduktion ergab keine fremde Gewalteinwirkung.

Laut dem Ermittler Anton Kiesl war es „irrsinnig schwierig“, die einbetonierte Leiche freizulegen - die Tatortsicherung wollte „lieber langsam und genau“ arbeiten, um keine Spuren zu zerstören. „Die Spezialisten arbeiten wie Chirurgen, aber mit dem Stemmhammer“, so der Experte. Am Abend konnte die Leiche schließlich freigelegt werden.

Keinerlei fremde Gewalteinwirkung

Die Obduktion ergab dann keinerlei fremde Gewalteinwirkung - aus diesem Grund wurde die Festnahme des verdächtigen 40-Jährigen aufgehoben, hieß es von der Polizei. Laut Walter Plöbst, dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Leoben, besteht „zumindest kein dringender Mordverdacht“ mehr. Die Leiche werde nun nach chemischen Substanzen untersucht, was einige Tage in Anspruch nehmen wird. Auch die Identität - es soll sich um eine 42-jährige Ungarin handeln - ist noch nicht gesichert.

„Möglicherweise etwas mit dem Tod zu tun“

Der Mann gab bei seinen Einvernahmen bisher an, möglicherweise etwas mit dem Tod der Frau zu tun zu haben - erinnern könne er sich daran jedoch nicht. Der Verdächtige aus Mariazell habe Tabletten genommen und sei in einer Art Drogenrausch gewesen. Am 4. oder 5. Dezember habe er die Frau dann in der Früh in seinem Schlafzimmer gefunden. Sie habe nur einen Bademantel angehabt und sei „schon kalt gewesen“, sagte Kiesl. Blut war laut dem Verdächtigen keines bei der Leiche.

„Wollte Frau zerstückeln und in Ofen werfen“

In einer ersten Reaktion habe er wieder die Tür geschlossen und offenbar seine Tochter zur Arbeit gebracht. Danach habe er sich „in Panik“ an die Arbeit gemacht, um die Tote verschwinden zu lassen.

Mordverdacht Mariazell Leiche

ORF

In diesem Haus soll der 40-Jährige die Leiche der Frau einbetoniert haben

Er habe sie zunächst zerstückeln und im Ofen verbrennen wollen, aber schon nach dem ersten Schnitt habe er das Vorhaben über Bord geworfen, weil es ihn so „gegraust“ habe. Dann kam ihm die Idee mit dem Einbetonieren. Der Mann soll kübelweise Fertigbeton angerührt und damit die Leiche unter der Stiege einbetoniert haben. Ihre Unterwäsche verbrannte er.

Bekannte der Freundin des Mannes

Bereits im Dezember hatten Angehörige der 42-jährigen Prostituierten aus Ungarn, die auch einen Nebenwohnsitz im Raum Leoben hatte, eine Vermisstenanzeige in Ungarn aufgegeben. Außerdem wussten die Verwandten offenbar, dass sich die Frau zuletzt mit dem Mann getroffen hatte - er hatte nämlich angeblich Probleme mit seiner Freundin, die ebenfalls eine Prostituierte ist. Die Frauen kannten einander, und deshalb habe er mit der 42-Jährigen reden wollen. Ein Treffen habe Anfang Dezember stattgefunden - jener Zeitpunkt, an dem die Frau verschwand.

Familie des Opfers setzte Verdächtigen unter Druck

Schon nach wenigen Tagen hätten die Angehörigen der Ungarin bei dem Obersteirer nachgefragt, wo sie denn sei; sie wussten, dass er zuletzt mit ihr zu tun hatte. Die ungarische Familie habe den Mann unter Druck gesetzt und damit gedroht, seine Tochter zu entführen und zur Prostitution zu zwingen, gab Kiesl die Aussagen des Verdächtigen wieder.

Vorgetäuschte Entführung

Um möglichst viel Polizei - und damit erhoffte Sicherheit - um sein Haus zu haben, inszenierte der Obersteirer daraufhin seine eigene Entführung: Er gab vor, von Ungarn in einem Kastenwagen entführt worden zu sein.

Polizeisprecher Leo Josefus schilderte die Geschehnisse, durch die die Ermittlungen ausgelöst wurden, so: „Der 40-Jährige wurde von Angehörigen bei der Polizei als abgängig gemeldet und hat dann angegeben, aus seinem Haus entführt worden zu sein. Er ist in Sollenau in Niederösterreich wieder aufgetaucht - aber es konnte dann nachgewiesen werden, dass diese Entführung vorgetäuscht worden ist.“

„Angst um Kinder“

Bei seinem Wiederauftauchen revidierte der Maschinist seine Aussagen und erzählte, er habe die Entführung nur erfunden, weil er Angst um seine Kinder gehabt hatte. Die Polizei brach die Ermittlungen jedoch nicht ab und leitete weitere Erhebungen ein, nachdem die Angehörigen der 42-jährigen Ungarin eine Vermisstenanzeige aufgegeben hatten: Ein Zusammenhang mit dem Verdächtigen ergab sich. Eine Angehörige des Verdächtigten verriet der Polizei schließlich, dass es eine Tote geben könnte. Die Polizei suchte daraufhin mit Leichenspürhunden nach der Frau und fand sie schließlich einbetoniert unter der Kellerstiege.