„Fit für den Bau“: Für Integration und Lehrlinge

Im Dezember 2016 ist in Niklasdorf der Startschuss für das Integrationsprojekt „Fit für den Bau“ gefallen. Seitdem werden unbegleitete minderjährige Flüchtlinge auf eine Lehre am Bau vorbereitet - laut Organisatoren mit Erfolg.

In der Steiermark leben derzeit etwa 600 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge; meist kommen sie aus Krisenregionen im Nahen Osten. 45 von ihnen führte ihr Schicksal in das obersteirische Niklasdorf: Mit dem Projekt „Fit für den Bau“ sollen sie einerseits ins soziale Leben integriert werden, andererseits wollen das Institut für Talenteentwicklung und die steirische Bauwirtschaft in Zeiten des Lehrlings- und Facharbeitermangels motivierten Nachwuchs ausbilden.

„Ganz wichtiger Teil unserer Zukunft“

Alexander Pongratz, Landesinnungsmeister der Baubranche in der Wirtschaftskammer Steiermark, erklärt: „Wir brauchen die Jugendlichen für unseren Beruf. Das ist keine Sorge, dass ein Afghane, ein Syrer oder Afrikaner einem Österreicher einen Arbeitsplatz wegnimmt - sie sind ein ganz ein wichtiger Teil unserer Zukunft.“

Maurer auf einer Baustelle

ORF

Die Sorge, dass einem Österreicher der Arbeitsplatz weggenommen wird, will Bauinnungsmeister Pongratz nicht gelten lassen

45 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge absolvierten - wie es auch für österreichische Lehrlinge üblich ist - bisher einen Eignungstest, damit festgestellt werden kann, ob sie für den Beruf überhaupt infrage kommen. Unter anderem wurde das Mauern eines Kamins geübt: „Da haben sich aus 45 42 herauskristallisiert, die für den Beruf geeignet sind. Mittlerweile sind von 42 noch 34 übrig geblieben, die dann ab Juni in den Lehrberuf einsteigen können.“

Erste Erfolge verzeichnet

Fünf Lehrlingen wurde eine Lehrstelle zum Beispiel bei der voestalpine und bei Pankl Racing vermittelt, fünf weitere wurden als Fachkräfte in den Regionen aufgenommen. Neben dem Regelunterricht erhalten die Jugendlichen eine fachspezifische Zusatzausbildung von Experten der Bauakademie Übelbach.

„Zusammenarbeit macht immer Spaß“

Josef Missethon, Projektleiter vom Institut für Talenteentwicklung, versteht das Projekt als Lebensschule: „Das ist uns wirklich ein Herzensanliegen. Die jungen Menschen haben einen schwierigen Weg hinter sich. Wenn sie ein sicheres Umfeld haben, können sie auch mit ihren traumatischen Erlebnissen gut umgehen. Und wenn sie eine Vision haben, wohin es gehen könnte, dann sind sie sehr willig.“

So verrät Projektteilnehmer Ehsan etwa: „Zusammenarbeit macht immer Spaß - ich wünsche mir, in Zukunft ein Maurer zu sein.“ Alexander Pongratz und Josef Missethon appellieren derweil an die Politik, dafür zu sorgen, dass unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die ausreichend Deutsch sprechen und sogar einen Lehrvertrag haben, auch in Österreich bleiben können.

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