Medizinerkongress zu besserer Primärversorgung

Eine bessere medizinische Primärversorgung könnte Menschen laut steirischen Experten um bis zu zehn Jahre länger gesund halten. Darüber, wie diese aussehen könnte, diskutieren bis Samstag rund 300 Experten in Graz.

In skandinavischen Ländern sei die sogenannte interprofessionelle Primärversorgung laut Stefan Korsatko vom Institut für Allgemeinmedizin an der Grazer Meduni bereits gang und gäbe - anders in der Steiermark.

„Ein gewaltiger Unterschied“

Hier sei es so, „dass wir die Versorgung im primären Sektor hauptsächlich über Hausärzte haben, die mit Ordinationsassistenten arbeiten. In Zukunft sollen Primärversorgungseinheiten entstehen, die interprofessionell arbeiten - das heißt, dass Berufsgruppen wie Krankenpflege, Sozialhilfe, Diätologen, Physiotherapeuten etc. in einem Team zusammenarbeiten“, erklärt Korsatko.

Hausarzt bei Untersuchung

APA/dpa/Bernd Weissbrod

Die „Zukunftskonferenz 2.0: Interprofessionalität in der Primärversorgung“ findet bis Samstag an der Meduni Graz statt - und will interprofessionelles Teamwork in der Allgemeinmedizin fördern

Genau das könne Menschen länger gesund halten, so der Experte weiter: „Wenn sie nach Skandinavien schauen: Da leben die Menschen zwar gleich lang, aber sie haben zehn Jahre, in denen sie länger ohne Krankheiten leben. Bei uns in Österreich haben wir sozusagen zehn Jahre mehr, die wir in Krankheit verbringen, und das ist schon ein gewaltiger Unterschied.“

Keine Konkurrenz für den Hausarzt

Die interprofessionellen Versorgungszentren sollen nun als sinnvolle Ergänzung dienen - und würden dabei keine Konkurrenz zum Hausarzt darstellen: „Natürlich behalten die Menschen ihre Hausärzte - es ist ja ein zentraler Punkt einer primären Versorgung, dass man einen Hausarzt als Ansprechpartner hat. Nur der hat eben dann das ganze Team zur Verfügung“, betont der Experte.

So könne etwa ein Diabetespatient innerhalb eines Tages „nicht nur vom Arzt gesehen werden - er hat dann auch die Diabetes-Schwester, die vielleicht die Insulineinstellung mit ihm bespricht; es gibt wahrscheinlich eine Fußpflegeschwester, die sich die diabetischen Füße anschauen kann, dann kann man eventuell über Sozialhelfer noch verschiedenste Aspekte der Pflege zu Hause organisieren“, erklärt Korsatko.

Steirische Einheiten noch ungewiss

Laut dem Experten könnten somit teure und manchmal auch unnötige Krankenhausaufenthalte deutlich verringert werden. In Österreich gibt es bisher nur ein Pilotprojekt im oberösterreichischen Enns; wann und ob solche interprofessionellen Primär-Versorgungseinheiten auch in der Steiermark eingerichtet werden, sei noch ungewiss, so Korsatko.

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