Flüchtlingsintegration große Herausforderung

Die Stadt Graz steht nach der Flüchtlingswelle von 2015 vor der Herausforderung der Flüchtlingsintegration. Studienergebnisse über die religiöse Orientierung von Flüchtlingen sollen nun helfen, Probleme besser zu verstehen und zu lösen.

288 der rund 4.000 muslimischen Flüchtlinge in Graz haben für die Studie Fragen etwa zu Religion und Geschlechterrollen beantwortet. Ednan Aslan, Professor für Islamische Religionspädagogik an der Uni Wien, hat die Daten ausgewertet. Erster Schluss: Nach Graz kamen und kommen vor allem Flüchtlinge aus Afghanistan. Das ist eine Besonderheit in Österreich und bedeutet, dass in Graz die Schiiten die Oberhand über die Sunniten gewonnen haben.

Gewalt gegen Frauen großes Thema

Deutlich wird in der Studie auch, dass hauptsächlich junge Männer unter 30 Jahren zu uns kommen, von denen die meisten ihren Bezug zur Religion überhaupt erst hier vertiefen. Eine Erkenntnis, die man ernst nehmen sollte, sagt Aslan.

Fast die Hälfte der befragten Flüchtlinge bejaht Gewalt gegen untreue Ehefrauen. Ebenso viele halten das Judentum für schädlich.

Das heißt in Zahlen aus der Studie: Fast 70 Prozent der muslimischen Männer verrichten das Freitagsgebet, rund 44 Prozent bejahen Gewalt gegen untreue Ehefrauen. Bei der Rolle der Frau sieht auch Integrationsstadtrat Kurt Hohensinner in Zukunft ein großes Handlungsfeld.

Antisemitismus gerät in neue Dimension

Laut der Auswertung halten 44, 2 Prozent der muslimischen Studienteilnehmer den jüdischen Glauben für schädlich. Durch die Flüchtlingswelle habe der Antisemitismus in Österreich eine neue Dimension bekommen, so Aslan. Man müsse den Menschen das Gefühl vermitteln, dass es keine Selbstverständlichkeit sei, eine religiöse Gruppe gering zu schätzen oder sie als Feine darzustellen, so der Islam Experte.

Menschen durch Aktivitäten integrieren

Es bestehe die Gefahr, dass muslimische Flüchtlinge sich am Rand der Gesellschaft einrichten und dort eine Parallelgesellschaft aufbauen. Das müsse verhindert werden, so Aslan. Etwa indem man ihnen zeige, dass wir in Österreich nicht nur Vereine haben, die Religion anbieten, sondern auch andere Vereine wie zum Beispiel Fußball oder Kultur. Der Islam müsste in europäischer Prägung vielschichtiger und offener werden, sagt der Professor.

Stadt Graz entwickelt neue Projekte

Integrationsstadtrat Kurt Hohensinner sieht ebenfalls Handlungsbedarf. Eine dreiköpfige Expertengruppe werde daher Projekte zur Integration dieser Menschen erarbeiten.

Laut dem Sozialreport der Landesregierung befanden sich mit Stichtag 30. Juni 2017 exakt 8.548 Personen in der Grundversorgung, davon 522 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. 3.927 lebten in Graz und Umgebung.

So sollen im Jahr 2018 in einem ersten Schritt die Mittel für Integration in Graz um 500.000 Euro erhöht werden. Im Kern der Bemühungen sollen Ausbildung und Sprachförderung sowie Anreize zum Arbeiten stehen. Auch Beratungsangebote für Frauen sollen ausgeweitet werden, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken und ihnen die vielen Möglichkeiten der Berufswahl zu zeigen.

Was auf jeden Fall auch in der Studie deutlich wird: Die Flüchtlinge wollen in Österreich bleiben.