Briefe nicht zugestellt: Postlerin vor Gericht

Eine Postbeamtin hat sich am Freitag im Grazer Straflandesgericht wegen Amtsmissbrauchs verantworten müssen. Die Frau hatte ein Paket mit Briefen nicht zugestellt. Zum Strafverfahren kam es nicht, sie muss ein Bußgeld zahlen.

Die junge Weststeirerin wird von zwei Polizeibeamten vorgeführt. Den ersten Prozesstermin hatte sie platzen lassen und auch am Freitag ist sie nicht freiwillig erschienen. Das Angebot der Staatsanwaltschaft auf Diversion, also einer Geldbuße statt eines Verfahrens, habe die Frau im Vorfeld ebenfalls ignoriert, führte die Staatsanwältin aus und fügte hinzu: "Darum sitzen wir heute überhaupt hier.“

Briefe in Wald geworfen

Der Sachverhalt ist geklärt und die zweifache Mutter geständig. Im August des Vorjahres begann sie, im Bezirk Deutschlandsberg als Postzustellerin zu arbeiten. Von Anfang an hatte sie Probleme bei der Sortierung der Post, der Zustellung und dem Zeitdruck. Am 2. Oktober des Vorjahres wurde der Alleinerzieherin alles zu viel: Der Druck, die beiden Kinder rechtzeitig vom Kindergarten zu holen, Stress mit einer Übersiedlung. Am Ende ihrer Zustelltour hielt sie mit ihrem Wagen an und warf 49 Briefe in einen Wald - darunter zwei behördliche RSb-Briefe.

Geldbuße statt Strafverfahren

Die junge Frau sprach von einer Kurzschlussreaktion aufgrund ihrer Überforderung. Warum sie das Angebot von 500 Euro-Geldbuße durch die Staatsanwaltschaft nicht einfach angenommen habe, fragte die Richterin. Sie hatte das Geld nicht. Sie selbst ist seit dem Vorfall arbeitslos, der Vater ihrer Kinder bezahle den Unterhalt unregelmäßig. Den Kopf in den Sand zu stecken, sei jedenfalls keine Lösung, so die Richterin, die dann das Angebot einer Geldbuße statt eines Strafverfahrens erneuerte. Sie wolle ihr nicht die Zukunft verbauen, schließlich müsse sie einen neuen Job finden und ihre Kinder versorgen, argumentierte die Richterin einfühlsam. Die junge Frau nahm das Angebot sichtlich erleichtert an.