Theaterstück aus vier Federn

Was herauskommt, wenn vier Theaterautoren gemeinsam ein Stück schreiben, ist auf der Bühne des Theater im Keller in Graz zu sehen. Rafael Spregelburd, Gian Maria Cervo, Marius von Mayenburg und Albert Ostermaier präsentieren „Call me God“.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 14.10.2014

Vor zwei Jahren wagten die vier Autoren das eher ungewöhnliche Experiment: Rafael Spregelburd aus Buenos Aires, Gian Maria Cervo aus Neapel, Marius von Mayenburg aus Berlin und Albert Ostermaier aus München. „Call me God“ ist eine Auftragsarbeit für das Münchner Residenztheater und zweier italienischer Theaterfestivals - im Theater im Keller kommt es zur österreichischen Erstaufführung.

Reale Reihe von Attentaten auf der Bühne

Uneingeschränkt vergnüglich ist der Theaterabend nicht: „Call me God“ beruht auf einer realen Reihe von Attentaten, die im Jahr 2002 den Großraum Washington fast zwei Monate in Angst und Schrecken versetzte. John Allen Muhammad und sein Komplize Lee Byod Malvo ermordeten mindestens zehn Menschen - völlig willkürlich. Eines ihrer Opfer war der 39 Jahre alte James L. Buchanan:

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Rasant wechselnde Rollen

„Call me God“ - Nennt mich Gott - stand auch auf den Tarot-Karten, die die echten Attentäter vor zwölf Jahren immer an den Schauplätzen zurückließen. In ihrem Theaterstück verdichteten die vier Autoren den realen Horror von zwei Monaten auf rund 90 Schauspiel-Minuten. Die 59 vorkommenden Personen - Attentäter, Opfer, Überlebende, die unvermeidlichen Fernsehreporter, sensationsgierige Kiebitze - sie alle werden von nur fünf Darstellern in manchmal rasant wechselnden Rollen gespielt - dadurch werden die an sich schon kaum fassbaren Ereignisse noch einmal grotesker, wirken mitunter beinahe lächerlich.

Theater

Theater im Keller

„Call me God“ läuft bis Mitte November im Theater im Keller

Grotesk als Ausdrucksmittel

"Man kann sich dann die Frage stellen, Moment mal, würde ich das auch tun, Zeuge eines Verbrechens zu werden und ein Buch darüber schreiben. Es ist ein Running-Gag im Stück, dass jeder, der auch nur am Rande mit diesen Taten zu tun hat, sofort ein Buch darüber schreibt inklusive Widmung“, sagt Alfred Haidacher, der bei der Österreich-Premiere im Theater im Keller Regie führt.

Eine tatsächliche Anschlagsserie mit vielen Toten als Theaterstück - für die Bühne geeignet? Dazu meint Regisseur Haidacher: „Ich denke, dass die Groteske eine gute Möglichkeit ist, mit so einem Thema umzugehen. Aus dem simplen Grund, dass viele Leute hier, solange sie nicht selbst betroffen sind, zumachen, wenn ein ernstes Thema verhandelt wird. Sie sagen dann, nein, ich habe eh schon Probleme im Beruf und meine Frau ist krank und den Kindern geht es schlecht in der Schule. Ich will mich einfach mit Problemen nicht auseinandersetzen. Das ist eine Möglichkeit, über die Farce, sich mit etwas auseinanderzusetzen, dass derzeit unsere weltpolitische Lage in erschreckendem Ausmaß mitbestimmt.“

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