Frische Tropenfrüchte aus der Grazer Innenstadt
Sendungshinweis:
„Der Tag in der Steiermark“, 11.2.2016
Rund sechs Meter hoch zwängt sich Markus Jeschaunigs Gewächshaus-Installation in eine kleine Häuserecke am Grazer Jakominiplatz. Die schon von weitem sichtbare, transparente Blase besteht aus einer sogenannten ETFE-Folie, eine Art „flexibles Glas“, das häufig für Leichtbau-Konstruktionen verwendet wird.
Viel wichtiger ist jedoch, was die sogenannte „Oase Nr. 8“ beherbergt: „Hier drin wachsen tropische Pflanzen: fünf Bananen, zwei Ananas und zwei Papayas“, erklärt Markus Jeschaunig stolz - und dafür hat er allen Grund: Um die Tropenfrüchte mitten im steirischen Winter ernten zu können, verwendet er absolut grüne Energie.
Simon Oberhofer
Kreatives Energiesparen
Um auch an kalten Tagen eine Temperatur von mindestgens 15 Grad Plus für die Früchte zu gewährleisten, macht sich Jeschaunig die „Energieabfälle“ einer benachbarten Pizzeria und einer Bäckerei zunutze - bei deren Kälteproduktion für die Kühlhäuser entsteht in den Kältemaschinen Wärme, die üblicherweise ungenutzt verpufft. Genau diese Wärme fängt der Grazer dann auf und leitet sie an einen Pufferspeicher weiter, der sich auf bis zu 60 Grad erhitzt. Gegossen werden die Pflanzen mit Regenwasser, das von den umliegenden Dächern gesammelt wird.
Sebastian Reiser
„Synergien nutzen“
Die Oase Nr. 8 ist eine Anspielung auf eine Installation bei der documenta in Kassel, bei der in einer Kunststoffblase eine Plastikpalme gezeigt wurde. Mit dem erfolgreichen Experiment, Tropenfrüchte mitten in der winterlichen Grazer Altstadt - „mit unserer eigenen, ausgestoßenen Energie, die zu viel ist“ - zu kultivieren, geht es Jeschaunig vor allem um eins: „Synergetischen Urbanismus: Mein Ziel ist es, Synergien zwischen vor Ort vorhandenen Systemen zu erkennen und zusammenzuschalten.“
Herausforderungen der Zukunft - wie den Klimawandel - könnten die Menschen nämlich nur gemeinsam bewältigen - für Ellenbogentechnik sei da laut Jeschaunig absolut kein Platz.
Simon Oberhofer
Das Spannungsfeld Natur und Zivilisation, die Ressourcen und der vernüftige Umgang mit den selben zieht sich somit wie ein roter Faden durch die Arbeit des Grazer Künstlers, mit der er immer wieder für Aufsehen sorgt. So war Jeschaunig zum Beispiel Teammitglied bei breath.austria und gestaltete bei der vorjährigen Expo in Mailand den Wald im Österreich-Pavillon mit; ebenso vielbeachtet war vor vier Jahren sein Triumphbogen aus weggeworfenem Altbrot am Mariahilferplatz.