Der gute Gott von Manhattan

Die vollkommene Hingabe zwischen zwei Liebenden steht im Mittelpunkt von „Der gute Gott von Manhattan“, eines Hörspiels von Ingeborg Bachmann, das derzeit in einer Inszenierung am Grazer Schauspielhaus zu sehen ist.

Der gute Gott von Manhattan

Schauspielhaus Graz

Das Stück ist derzeit im Grazer Schauspielhaus in Haus zwei zu sehen

Es sind Auszüge aus dem Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan, die Regisseurin Claudia Bossard dem Hörspiel „Der gute Gott von Manhattan“ hinzugefügt hat - erschienen ist der Briefwechsel unter dem Titel „Herzzeit“.

Briefe als Mittelpunkt des Hörspiels

Für ihre Inszenierung schuf Claudia Bossard aus dem eigentlichen Hörspiel einen Theatertext und machte aus den Briefen ein Hörspiel. In beiden Elementen geht es um die Liebe zweier Menschen, sagt Bossard: „Das Interessante daran, das zu kombinieren ist, dass man es einerseits mit einer total mittelbaren Liebe zu tun hat, dem guten Gott von Manhattan, da treffen quasi zwei Fremde am Ground Central Station in Manhattan zusammen und entscheiden sich, vom Moment an auf eine Odysee durch Manhattan zu begeben. Das andere ist der 22-jährige Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan, über Distanzen.“

Liebe als Ausnahmezustand und als Distanz

Man hat also einerseits Distanz und Ferne, das andere ist der absolute Augenblick - also Liebe als Ausnahmezustand und Liebe als ewige Distanz, Sehnsucht und Phantasie. Während Bachmann und Celan in ihren Briefen darüber sinnieren, wie es wäre wenn sie zusammen wären, steht bei Jan und Jennifer der unvorhergesehene, unmittelbare Moment in Manhattan im Mittelpunkt.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 16.1.2017

In beiden Fällen ist es auch die Sprache, die einen zentralen Stellenwert einnimmt: „Ich glaube, mit der Sprache von Ingeborg Bachmann ist es nicht ganz einfach, das eins zu eins umzusetzen, weil die Phantasie, das Interpretieren und die eigenen Bilder, die mitschwingen, wenn man es hört oder liest, eine unfassbare große Rolle spielen. Das heißt, man muss Bilder suchen, die eigentlich klar sind, die Liebe, Sexualität, Begierde und Begehren visualisieren, aber trotzdem darf man nie unterschätzen, dass der Zuschauer das eigenständig lesen will. Das heißt, wir haben versucht, Sprache und Bilder zu finden, die eine Interpretation frei lassen“, so Bossard.

Die Rolle der Waschmaschine

Und so arbeitet Bossard in ihrer Inszenierung mit einem Gegenstand, der allseits bekannt ist, aber viel Interpretationsspielraum lässt: „Es gibt nichts trivialeres als Waschen, es gibt aber nichts wichtigeres als Hygiene und dann auch gleichzeitig sich von der Schuld frei waschen, Schuld suchen und so wurden es Waschmaschinen.“

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