Starke Frauen mischen Grazer Kunstszene auf

Egal, ob in der Hofgalerie im Steiermarkhof oder in der Galerie von Eugen Lendl: Die Künstlerinnen Michaela Söll und Birgit Zinner mischen die Grazer Kunstszene auf - dabei stehen auch starke Frauenmotive im Fokus.

Birgit Zinner öffnet die Glastüre zur Galerie Lendl und betritt den vorderen Ausstellungsraum - hinter sich her zieht die in Wien lebende Künstlerin einen roten Koffer mit Rollen. „Mit Kofferkunst quer durch Europa“ nennt sich ihr Kunstprojekt, das seinen Ausgang im Mai letzten Jahres fand, erzählt Zinner: „Der Gedanke dahinter ist der, dass ich unmittelbar und kurzfristig irgendwo erscheine - meistens dort, wo Kunstvermittlung stattfindet - und mit den Personen dort, den Galeristen oder dem Publikum, in eine Interaktion trete.“

Birgit Zinner

Johannes Zinner, Bildrecht Wien

Birgit Zinner mit ihrer Kofferkunst

Zweimal war Birgit Zinner mit ihrer Kofferkunst bereits in Paris, außerdem in Deutschland und an verschiedenen Orten in Österreich. Die Besuche der gebürtigen Oberösterreicherin dauern stets nur einen Tag - danach verschwinden ihre Arbeiten wieder im Koffer: „Ich habe gemerkt, dass es wichtig ist, dass man auch vermittelt, wie die Arbeit sich im Zusammenhang mit dem Gesamtwerk darstellt. Gerade bei meiner Arbeit, die sich seit 1985 entwickelt hat, ist es wichtig, deren Komplexität zu zeigen.“

Maßgeschneiderte Kofferkunst

Kleine Objekte aus Holzplatten in bunten Farben, verschiedenen Formen und flexibel verknüpft - das versteckt Birgit Zinner in ihrem Koffer. Diese werden direkt auf den Koffer zugeschnitten: „Diese Arbeiten sind aus Teilen entstanden, die wieder aus anderen Teilen, Restteilen, zusammengefügt wurden - und diese Negativteile werden wieder neu positiv besetzt. Sie bekommen wieder einen inhaltlichen Auftrag“, erklärt Zinner.

Sendunsgshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 18.1.2017

Nun sind Zinner und ihre Kofferkunst wieder unterwegs - wer dennoch gern in der Galerie Eugen Lendl vorbeischauen möchte: Die Ausstellung „Small Pieces IV“ ist dort weiterhin zu entdecken.

Verzerrt, verletzt, fehlgestellt - und umso stärker

Ein starkes Statement für weibliche Kunst setzt auch die neue Ausstellung in der Hofgalerie im Steiermarkhof: Die gebürtige Südsteirerin Michaela Söll zeigt dort Malereien der letzten vier Jahre. Im Zentrum der Bilder stehen immer Frauen: Frauenkörper oder einzelne Körperteile, deformiert, verletzt.

Michaela Söll

Steiermarkhof / Foto Pachernegg

Michala Söll vor zwei ihrer Arbeiten im Steiermarkhof

Kurator Johann Baumgartner erklärt: „Michaela Söll zeigt uns keine einfache Kunst. Man sieht die Verzerrungen, Verletzungen, Fehlstellungen in ihren Werken - und trotz dieser Verletzungen sind es starke Frauen. Es ist eine sehr positive Ausstellung über Frauen, die wieder aufstehen, sich aufrichten und uns Mut geben.“

Michaela Söll

Steiermarkhof / Foto Pachernegg

Söll in der Hofgalerie - eine Ausstellung, die Mut machen soll

Starke Farbkompositionen, oft helle, warme Töne, dann wieder kräftiges Rot oder Blau - und im Zentrum stets der Frauenkörper: Dezent, aber durchgehend baut die Schülerin von Gunter Damisch und Gerhard Lojen auch Natursymbole ein, etwa Früchte und Blätter: „Die Natur wirkt wie ein Heilmittel. Söll ist selbst gern in der Natur und zeigt uns, dass eigentlich alles ein Gemeinsames ist“, interpretiert der Kurator.

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