„Resanita“ zwischen Kunst und Natur
Den Anfang machten die Fotografien des russischen Künstlers Sergej Kishchenko: Dieser wollte im St. Petersburger Vavilov-Institut, einem weltweit führenden Kompetenzzentrum für Pflanzengenetik, alte Herbarien ablichten. Dabei kam zu Tage, dass dort die Nazis in den 40er-Jahren Samen von Getreidepflanzen gestohlen und in die Steiermark - nach Lannach - gebracht hatten.
Sergey Kishchenko, resanita
Anita Fuchs erzählt: „Dort gab es ein SS-Institut ‚Ahnenerbe‘, wo Forschung mit diesem russischen Getreide passiert ist. Wir haben dasselbe Getreide vom Vavilov-Institut zur Verfügung gestellt bekommen und in der Weststeiermark einen Acker und Versuchsfelder angelegt und diesen ganzen Prozess sozusagen nachgestellt.“
Interesse von Biologen und Botanikern
Die so gewonnenen Samen aus den zum Teil bei uns schon längst verschwundenen alten Getreidesorten haben Resanita dann der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) und der Agentur für Ernährungssicherheit AGES für weitere Forschungen zur Verfügung gestellt.
Sergey Kishchenko, resanita
Das Projekt wurde von Beginn an auch von Biologen und Botanikern mit großem Interesse verfolgt, sodass Resanita heuer der Hafer sticht - buchstäblich: Nun übergeben Resa Pernthaler und Anita Fuchs der BOKU zwölf alte Hafersorten, die auf Versuchsfeldern in Niederösterreich angebaut werden sollen, „und die bekommt sozusagen die österreichische Pflanzengendatenbank wieder zurück“, berichtet Fuchs.
Zwischen Einheitsgetreide und Artenvielfalt
Die weltweit größte Pflanzengendatenbank mit fast einer Million Saatgutproben aus aller Welt befindet sich in einer Art riesigem Tresor, tief im Inneren des Permafrostbodens der norwegischen Insel Spitzbergen, hoch oben im Nordatlantik.
Sergey Kishchenko, resanita
Während vor allem im 20. Jahrhundert fast 90 Prozent unserer ehemaligen alten Nutzpflanzen zu Gunsten von nur ganz wenigen Hochleistungssorten von unseren Äckern verschwunden sind, herrscht dort bei konstant minus 18 Grad noch echte Artenvielfalt. Diese soll nun auch um einen österreichischen Beitrag erweitert werden, wie Fuchs erklärt: „Also, das heißt, eine Sorte, die quasi aus der Kunst entstanden ist, wird dort auch mit der AGES mit hingeschickt werden.“
Sendungshinweis:
„Der Tag in der Steiermark“, 1.3.2017
Wichtige Arbeit in und mit der Natur
Anita Fuchs und Resa Pernthaler arbeiten als Duo Resanita immer wieder in und mit der Natur, brechen bei ihren Projekten und Installationen mit Erwartungen und Klischees - und können gerade so den Finger der Kultur auf Themen legen, die wichtig sind, wie eben der Erhalt der Biodiversität - „und das andere Ziel ist, dass man diese Arbeit, die da passiert, durch die Kunst jetzt auch einer anderen Öffentlichkeit zugänglich macht, also es wird ja dann dieses Thema in anderen Gesellschaften besprochen - und das ist auch das Interessante dabei“, findet Fuchs.
Sergey Kishchenko, resanita
Bei all dem hehren Ansinnen, das Resanita mit dem Projekt „Observation Journal“ verfolgen - letztlich geht es doch darum Brotgetreide, also Lebensmittel, zu bewahren. Folgerichtig muss auch die Frage erlaubt sein, ob ein Teil der ersten Ernte im Jahr 2015 verbacken worden ist? „Ja, der Bauer und die Bäuerin, bei denen wir in Mettersdorf den Acker hatten, die haben aus unserem Getreide einen Guglhupf gemacht und ihn uns serviert, das war sehr nett und hat bestens geschmeckt“, schmunzelt Fuchs.