Schmalz-Schlusskapitel im Schauspielhaus

Der steirische Dramatiker Ferdinand Schmalz ist auf der Überholspur des zeitgenössischen Theaters. Das Grazer Schauspielhaus zeigt jetzt das Schlusskapitel seiner „Revolutionstrilogie“: „Der thermale Widerstand“.

Haus zwei Schauspielhaus

Schauspielhaus

„Der thermale Widerstand“ ist im Haus zwei des Grazer Schauspielhauses zu sehen

Ein Thermalbad mitten in Europa: eine Wohlfühloase, eine Wohlfühlblase für eine Wohlstandgesellschaft. Doch einer leistet thermalen Widerstand: Der neue Bademeister Hannes zettelt eine Revolution an. Ferdinand Schmalz zeigt eine Gesellschaft, die sich nach außen verschließt - die Menschen wollen ihren bequemen Wohlstand mit niemandem teilen.

Alltag als skurriler Tatort

Wie schon in seinen Stücken „Am Beispiel der Butter“ und „Dosenfleisch“ inszeniert Ferdinand Schmalz einen alltäglichen Schauplatz als skurrilen Tatort. Ressourcenausbeutung, Ausländerfeindlichkeit, Konsumwahn - was die Menschen in Panik versetzt oder was sie gekonnt verdrängen, wird in sprachartistischen Metaphern thematisiert.

Geschichten über Fragen der Zeit

Der ungarische Regisseur Andras Dömötör inszeniert in Graz die Österreich-Premiere: „Es ist eine Herausforderung, die starke Atmosphäre seiner Stücke auf die Bühne zu bringen. Ferdinand Schmalz schreibt nicht einfach Texte über wichtige Fragen unserer Zeit, er schreibt Geschichten darüber. Er erschafft große Charaktere, die auch für die Schauspieler eine lustvolle Herausforderung darstellen“, so der Regisseur.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 19.4.2017

Mit Ironie und doch bitter ernst will der Regisseur, der bereits am Maxim Gorki Theater und am Deutschen Theater Berlin gearbeitet hat, Schmalz zitieren.

Die demokratischen Werte

In Ungarn geboren, ist Andras Dömötör sowohl Experte für Thermalbäder als auch für politisch gefährliche Entwicklungen: „In Ungarn wird die Situation täglich schlimmer. Die Regierung hat mit der Debatte um die Schließung der Soros-Universität eine rote Linie übertreten. Ich wollte immer daran glauben, dass Ungarn immer noch eine Demokratie ist, doch das kann ich nicht mehr. Ich verfolge auch die deutsche und die österreichische Politik und denke, wir müssen auf die demokratischen Werte der EU Acht geben. Es ist ein zerbrechliches System und definitiv ein System, das sich nicht selbst beschützen kann.“

Link: