Alles über Beziehungen und einen Fast-Fünfziger

Ein Fast-Fünfziger und notorischer Fremdgeher steht im Mittelpunkt des neuen Romans von Doris Knecht. Nach Vorstellung der Autorin sollen sich in „Alles über Beziehungen“ aber auch Frauen wiederfinden.

Geburtstage sind grundsätzlich zum Feiern da, doch gibt es gewisse Altersgrenzen, die Ängste auslösen, etwas versäumt zu haben - genau so geht es Viktor, der Hauptfigur in „Alles über Beziehungen“, steht er doch kurz vor seinem 50. Geburtstag.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 7.5.2017

Fremdgängerei zur Selbstheilung

Dazu kommt, dass Viktor ein äußerst durchschnittlicher und unscheinbarer Mensch ist, der von Beruf Kulturmanager ist. Autorin Doris Knecht beschreibt Viktor als jemand, „der sich immer vorstellen muss und der sich immer Alleinstellungsmerkmale hat suchen müssen, sich tätowieren lassen, einen Bart wachsen lassen, alles ausprobiert und hat festgestellt, eine schöne Art, sich bemerkbar zu machen bei den Frauen, ist, sich mit Sex bemerkbar zu machen.“

"Alles über Beziehungen"

Rowohlt-Verlag

Buchtipp:

„Alles über Beziehungen“ von Doris Knecht ist bei Rowohlt (ISBN 978-3871341687) erschienen und kostet 23,60 Euro

Kurzum: Viktor wird notorischer Fremdgänger, lässt keine Möglichkeit aus, um seine jeweilige Partnerin zu betrügen. Vor sich selbst rechtfertigt er sich mit der Diagnose „Hypersexualität“.

Mann als Folie für Frauenfiguren

Von einem moralischen Standpunkt aus betrachtet sei Viktor ein echter „Ungustl“, so die Autorin, ganz so übel sei sein Charakter aber nicht: „Ich mag ihn eigentlich schon. Ich bin ja auch schon 50 jetzt und habe in meinem Leben mit sehr vielen Verrückten zu tun gehabt, und solche Figuren wie er sind mir sehr oft begegnet, und die waren eigenlich alle ok.“

Dazu komme, dass Viktor zwar die Hauptfigur ist, es letztlich aber um Beziehungen gehe - und dazu gehören bekanntlich mindestens zwei: „Ich habe Viktor tatsächlich auch ein bisschen als Folie benützt, um ein paar Frauenfiguren erzählen zu können. Letztlich interessieren mich die Frauen immer mehr und die Beweggründe der Frauen, sich auf so jemanden wie Viktor einzulassen und wie Frauen umgehen mit Beziehungen.“

Episoden mit Wiedererkennungswert

Und so beschreibt Knecht fein und aufmerksam all die Mechanismen, die sich im Zwischenmenschlichen so auftun - durchaus mit Wiedererkennungswert: „Ich wollte ein Buch schreiben, in dem sich jeder wiederfindet und so eine Situation, eine Betrugssache, hat von der einen oder der anderen Seite eigentlich fast jeder schon einmal erlebt. Ich stelle fest, dass jeder, der das Buch gelesen hat, ein anderes Buch gelesen hat, weil jeder sich mit einer anderen Figur identifiziert und das ist genau das, was ich wollte.“

Buch mit Chance auf Verfilmung

Das Klischee der bösen Männer und der armen Frauen finde sich in dem Buch jedenfalls nicht wieder, betont die Autorin: „Das sind alles sehr selbstbewusste Frauen, autonome Frauen und zwar auch ökonomisch autonome Frauen, weil, wenn sie das nicht wären, hätten sie die Freiheit gar nicht, diese Risiken einzugehen mit diesem Viktor.“

Für die gebürtige Vorarlbergerin Doris Knecht ist „Alles über Beziehungen“ der bereits vierte Roman. „Gruber geht“ wurde mit Manuel Rubey in der Hauptrolle bereits verfilmt, und auch für „Alles über Beziehungen“ stehen die Chancen für eine filmische Umsetzung gut, sagt Doris Knecht.

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